Total Costs of Ownership (TCO)

Elektroautos sind günstiger als Verbrenner

Robert Klatt

Junge Frauen mit einem Elektroauto )kcotS ebodAoidutS otohP deM(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In den letzten Monaten haben die höheren Strompreise und der geringere Umweltbonus zu Zweifeln bei Kaufinteressenten von Elektroautos geführt
  • Eine Studie des Fraunhofer ISI zeigt nun, dass die Total Costs of Ownership (TCO) bei Elektroautos trotzdemgeringer sind als bei Verbrennern
  • Besonders hoch ist der Kostenvorteil, wenn ein Elektroauto mit selbst erzeugtem Strom geladen werden kann

Elektroautos verursachen über die Gesamtnutzungsdauer deutlich geringere Kosten als Verbrenner, obwohl ihre Anschaffungskosten höher sind. Vor allem, wenn die Fahrzeuge mit selbst erzeugtem Strom geladen werden, ist der Kostenvorteil enorm.

Karlsruhe (Deutschland). Bei der Auswahl von Neu- und Gebrauchtwagen sind nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch Betriebskosten entscheidend. Daten des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) zeigen, dass Elektro- und Hybridautos bei den Neuzulassungen im letzten Jahr mehr als die Hälfte ausgemacht machen. Verantwortlich für die große Beliebtheit der Elektrofahrzeuge ist neben ihrer Klimabilanz auch das hohe Sparpotenzial, das laut einer Studie von Greenpeace bei mehreren hundert Euro im Monat liegt.

In den letzten Monaten haben die hohen Strompreise sowie die Reduzierung des Umweltbonus Kaufinteressenten jedoch stark verunsichert und zur Frage geführt, ob der Kauf eines Elektroautos ökonomisch betrachtet, noch sinnvoll ist.

Wirtschaftlichkeitsanalyse der Antriebsarten

Wissenschaftler des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) haben deshalb im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) eine Wirtschaftlichkeitsanalyse der Antriebsarten durchgeführt. Neben den aktuellen Kosten von ausgewählten Automodellen mit unterschiedlichen Antriebsarten haben die Studienautoren auch die prognostizierte Entwicklung der Energiepreise sowie die Total Costs of Ownership (TCO), also die tatsächlichen Kosten über die Gesamtnutzungsdauer, einbezogen.

Die Studie geht davon, dass infolge ansteigender CO₂-Preise die Treibstoffkosten für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zunehmen, während die Kosten für Elektrofahrzeuge aufgrund des Ausbaus erneuerbarer Energien sinken. Die angewandte Methodik berücksichtigt sämtliche über die Nutzungsdauer anfallenden Kosten, einschließlich Anschaffungspreis, Aufwendungen für Ladeinfrastruktur, Wiederverkaufswerte, jährliche Energie- und Kraftstoffkosten, Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung, Versicherungskosten, Kraftfahrzeugsteuer und Treibhausgas-Quoten. Bei der Berechnung wurden primär Daten aus der Fahrzeugdatenbank des ADAC herangezogen.

Deutliche Kostenvorteile von Elektroautos

Die Untersuchung verdeutlicht, dass Elektrofahrzeuge langfristig gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren kostengünstiger sind, trotz der höheren Anschaffungs- und Ladeinfrastrukturkosten. Obwohl die Aufwendungen für Inspektion, Instandhaltung und Versicherung bei Elektroautos ähnlich denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren sind, resultiert der Kostenvorteil aus niedrigeren Energiekosten, Umweltbonus, Befreiung von der Kfz-Steuer und der jährlichen Treibhausgas-Quote. Elektrofahrzeuge der Mittelklasse erreichen somit bereits nach drei Jahren den Break-Even-Punkt, während es im Kleinwagensegment fünf bis acht Jahre dauern kann. Die Zeitspanne bis zur Kostengleichheit ist daher auch von der Fahrzeuggröße abhängig.

Des Weiteren beeinflusst die Ladeinfrastruktur maßgeblich die Gesamtkosten eines Elektrofahrzeugs: Nutzer, die ihr Fahrzeug mit eigenem Photovoltaikstrom laden, profitieren von einem signifikanten Kostenvorteil gegenüber jenen, die öffentliche Ladestationen nutzen müssen. Bei ausschließlicher Inanspruchnahme öffentlicher Ladeinfrastruktur können die Energiekosten bis zu 42 Prozent höher ausfallen. Der Einsatz eigener Lademöglichkeiten in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage kann den Kostenvorteil eines Elektroautos im Vergleich zu einem Benziner um bis zu 12.000 Euro über einen Zeitraum von 15 Jahren erhöhen.

Zwei Preisszenarien analysiert

In der Studie werden des Weiteren zwei Preisszenarien gegenübergestellt: erhöhte Strompreise und ein ansteigender CO₂-Preis, der insbesondere die Preise fossiler Kraftstoffe beeinflusst. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Entwicklung der Energiepreise im Laufe der Zeit eine zunehmend wichtigere Rolle einnimmt. Jedoch wird der Preisunterschied aufgrund der geringen Abweichungen der Energiepreise in den ersten Jahren der Nutzungsdauer erst über einen längeren Zeitraum spürbar.

Der Einfluss der Energiepreise ist allerdings weniger bedeutend als derjenige der Ladeinfrastruktur oder der Auswirkungen, ob ein Fahrzeug zu Hause oder an einer öffentlichen Ladestation aufgeladen wird. Die Kostendifferenzen zwischen beiden Szenarien können in der Mittel- und Kleinwagenklasse bei einer Nutzungsdauer von 15 Jahren um bis zu etwa 3.000 Euro schwanken.

Wiederverkaufswert der Autos entscheidend

Wie der Studienleiter Dr. Michael Krail erklärt, ist der Einfluss der Strom- und Benzinpreise also deutlich geringer, als zuvor angenommen wurde. Entscheidend ist hingegen der Wiederverkaufswert der Autos.

„Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass der Einfluss der Strompreise und der fossilen Kraftstoffpreise für den Kostenvergleich zwischen Elektrofahrzeugen und Verbrennern begrenzter ist als weitläufig angenommen. Der Wiederverkaufswert kann dagegen eine wichtige Rolle spielen wie auch die Frage, wie das Fahrzeug genutzt und vor allem wo es geladen wird. Um die Attraktivität von E-Fahrzeugen weiter zu steigern, ist die Förderung durch den Umweltbonus und die Innovationsprämie besonders in den unteren Segmenten wichtig und kann auch von der Wahl einer kleineren und kostengünstigeren Batterie positiv beeinflusst werden. Damit ließe sich künftig noch schneller eine Kostenparität erreichen.“

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