Robert Klatt
Deutschland hat bisher Militärhilfen in Höhe von 10,6 Milliarden Euro an die Ukraine geleistet. Ökonomen sprechen sich für eine Ausweitung aus, weil ein russischer Sieg deutlich teurer für die Bundesrepublik wäre.
Kiel (Deutschland). Deutschland hat seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 Militärhilfen in Höhe von etwa 10,6 Milliarden Euro geleistet. Dies entspricht hochgerechnet 4 Milliarden Euro pro Jahr, also nur 0,1 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Forscher des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) haben nun berechnet, ob die bereits bezahlten und sehr wahrscheinlich noch folgenden Militärhilfen an die Ukraine oder ein Ende der Militärhilfen und ein daraus resultierender Sieg Russlands höhere Kosten für die Bundesrepublik verursachen würden.
Die Ökonomen um Johannes Binder kamen dabei zu dem Ergebnis, dass ein russischer Sieg Deutschland das 10- bis 20-fache der Militärhilfen kosten würde. Eine weitere Unterstützung der Ukraine ist deshalb allein aus einem wirtschaftlichen Eigeninteresse sinnvoll.
„Allein aus ökonomischer Perspektive, wenn wir politische und humanitäre Gründe außen vor lassen, ist es in Deutschlands Interesse, mehr Militärhilfe für die Ukraine zu leisten, weil es letzten Endes die günstigere Alternative für uns ist.“
Wie Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel erklärt, ist eine Reduzierung oder Einstellung der Militärhilfen für die Ukraine, die in Deutschland immer mehr Menschen fordern, aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu empfehlen.
„Wir schätzen, dass die Kosten für Deutschland im Fall eines russischen Sieges ungefähr um den Faktor 10 höher wären als das, was wir aktuell an Militärhilfe leisten.“
Laut der Studie würden bei einem russischen Sieg drei Gründe zu deutlich höheren Kosten für die deutsche Volkswirtschaft führen. Die Bundesrepublik müsste bei diesem Szenario deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen, deren Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Bildung hohe Investition erfordern würde. Außerdem müsste Deutschland höhere Investitionen in das eigene Militär tätigen, um die Sicherheit des Landes und der Europäischen Union (EU) dauerhaft aufrechterhalten zu können. Hinzukommen hohe Kosten durch die Handelsunterbrechungen und bereits getätigte Direktinvestitionen in der Ukraine.
Angesichts dieser Situation sprechen sich die Ökonomen für eine Ausweitung der Militärhilfen aus. Dies könnte laut ihnen Russland auch zu Friedensverhandlungen bewegen, weil die Regierung im Wladimir Putin durch die westliche Unterstützung von immer geringeren Siegeschancen ausgehen müsste.
„Der beste Weg zum Frieden ist deshalb ein Mehr an Militärhilfe statt die bisherige in Frage zu stellen.“