Robert Klatt
Deutschland hat kürzlich die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. Der zunehmende Anteil der Wind-, Wasser, und Solarenergie wird mittel- und langfristig zu niedrigeren Strompreisen führen.
Berlin (Deutschland). Eine Studie der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) hat kürzlich gezeigt, dass Atomkraftwerke ökonomisch nicht sinnvoll sind und Investitionen in Wind-, Wasser, und Solarenergie deutlich rentabler sind. Auch die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) erklärte anlässlich des Atomausstieg in Deutschland, dass mittelfristig die Strompreis dadurch sinken werden.
Fabian Huneke, ein Strommarktexperte von der Denkfabrik Agora Energiewende, ist ebenfalls der Ansicht, dass der zunehmende Anteil von Wind-, Wasser, und Solarenergie bei der Stromproduktion in Deutschland zu sinkenden Preisen führen wird.
„Je mehr erneuerbare Energie-Anlagen mit ihren günstigen Preisen im Stromsystem sind, desto seltener bestimmen teure Gaskraftwerke im Großhandel den Strompreis.“
Laut Huneke sind die Auswirkungen, die die Energiewende in den kommenden Jahren haben wird, auf dem Strommarkt bereits jetzt sichtbar.
„Man sieht an der Strombörse ganz klar: Für Lieferungen in einigen Jahren sind die Terminmarktpreise deutlich geringer. Das kann man ganz klar zurückführen auf den Einfluss der erneuerbaren Energien, weil der Strompreis deutlich unterhalb der Entwicklung der Preise von fossilen Brennstoffen oder der CO2-Preise liegt.“
Der Strompreis wird zudem durch den Entfall der sogenannten Ökostromumlage (EEG-Umlage) im letzten Jahr positiv beeinflusst. Die Ökostromumlage, die mit 3,72 Cent je Kilowattstunde zur Unterstützung erneuerbarer Energien erhoben wurde, war zum 1. Juli 2022 abgeschafft worden, um die Verbraucher bei den Stromkosten zu unterstützen. Allerdings wurde dieser Effekt durch die steigenden Strompreise infolge der Energiekrise bisher nahezu komplett aufgehoben.
„Aufgrund der Preissteigerungen haben wir den Effekt gar nicht mitbekommen.“
Huneke prognostiziert andererseits eine Preiserhöhung, die durch ansteigende Netzentgelte für die regionalen Stromverteilnetze verursacht wird. Diese festgesetzten Gebühren für die Nutzung der Stromleitungen, die von den Netzbetreibern streng geregelt werden, werden über die Stromrechnungen an die Verbraucher weitergegeben.
„Die Elektrifizierung mit dem Anschluss von Elektroautos und Wärmepumpen, aber auch die zunehmende dezentrale Erzeugung von Strom in Solar- und Windkraftanlagen benötigen eine leistungsfähige Infrastruktur.“
Eine Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) kam kürzlich zu einem ähnlichen Ergebnis. Laut den Forscher der IEA sind hohe Investitionen in den Netzausbau nötig, um den zunehmenden Energiebedarf von Wärmepumpen und Elektroautos decken zu können.