Industriestaaten

Extremer Regen bedroht Wirtschaft in Deutschland

Robert Klatt

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Das Wirtschaftswachstum eines Landes sinkt, wenn extreme Regenfälle öfter auftreten. Besonders bedroht sind davon die Sektoren Industrie und Dienstleistungen in wohlhabenden Ländern wie den U.S.A., Japan und Deutschland

Potsdam (Deutschland). Ein hoher durchschnittlicher Niederschlag hat oft positive wirtschaftliche Effekte, unter anderem auf die Landwirtschaft. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) zeigt nun, dass extremer Regen in kurzer Zeit das Gegenteil bewirken kann. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature sinkt das Wirtschaftswachstum und dadurch auch der Wohlstand eines Landes, wenn dort vermehrt Extremwettereignisse auftreten.

Besonders stark wirkt sich extremer Regen auf die Sektoren Industrie und Dienstleistungen in wohlhabenden Ländern wie den U.S.A., Japan und Deutschland aus. „Die Wirtschaft wird weltweit durch mehr Regentage und extreme tägliche Niederschläge gebremst. Hier geht es um unseren Wohlstand, und letztlich um Arbeitsplätze – eine Erkenntnis, die zu unserem wachsenden Verständnis der wahren Kosten des Klimawandels beiträgt“, erklärt Co-Autorin Leonie Wenz-

Analyse der Niederschlagsdaten der letzten 40 Jahre

„Makroökonomische Abschätzungen der Klimafolgen haben sich bisher hauptsächlich auf die Temperatur konzentriert und - wenn überhaupt - Veränderungen der Niederschlagsmenge nur über längere Zeiträume wie Jahre oder Monate betrachtet, was leider ein unvollständiges Bild bot. Während mehr Jahresniederschlag im Allgemeinen gut für eine Volkswirtschaft sind, insbesondere wenn diese stark von der Landwirtschaft abhängt, ist eine entscheidende Frage auch, wie sich der Regen über die Tage des Jahres verteilt“, so Wenz.

Die Wissenschaftler analysierten deshalb die Niederschlagsmengen der Jahre 1979 bis 2019 und setzten diese mit und Wirtschaftsdaten von 1.554 Regionen in Verbindung. Es handelt sich dabei um die erste globale Analyse dieser Art. Sie konnten so einen klaren Zusammenhang zwischen extremen Regen und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Region belegen.

Extremer Regen mit hohem Einfluss auf die Wirtschaft

„Wir haben eine Reihe verschiedener Effekte auf die wirtschaftliche Produktion ermittelt, aber der wichtigste ist der von extremen täglichen Regenfällen. Bei den Niederschlagsextremen können wir den Einfluss des Klimawandels schon jetzt am deutlichsten sehen. Sie nehmen fast überall auf der Welt zu“, erklärt Maximilian Kotz. Obwohl extremer Regen meist ein sehr lokales Phänomen ist, verdeutlicht die Studie seinen großen Einfluss auf die Weltwirtschaft.

Klimawandel sorgt für mehr Regen

Hauptverantwortlich für das vermehrte Auftreten extremer Regenfälle ist laut den Autoren der menschengemachte Klimawandel. Durch die wärmere Atmosphäre kann die Luft immer mehr Wasserdampf aufnehmen, der dann zu starken Regenfällen führt. Diese täglichen Regenextreme aufgrund des Wasserdampfeffekts nehmen in allen Regionen der Welt zu, obwohl die Veränderung des mittleren Niederschlags sich regional stark unterscheidet.

„Unsere Studie zeigt, dass der Fingerabdruck der globalen Erwärmung in den täglichen Niederschlägen erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen hat. Diese sind bisher nicht berücksichtigt worden, aber extrem wichtig. Ein genauerer Blick auf kurze Zeitskalen anstelle von Jahresdurchschnitten zeigt: Es ist der tägliche Regen, der die Bedrohung darstellt. Es sind die Klimaschocks durch Wetterextreme, die unsere Lebensweise bedrohen, nicht die allmählichen Veränderungen. Indem wir unser Klima destabilisieren, schaden wir unserer Wirtschaft. Wir müssen dringend dafür sorgen, dass das Verfeuern fossiler Brennstoffe nicht auch unsere Gesellschaft destabilisiert“, konstatiert Ko-Autor Anders Levermann.

Nature, doi: 10.1038/s41586-021-04283-8

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