Robert Klatt
In Deutschland ist Fleisch mit sogenannten Tierwohllabels gekennzeichnet. Eine Studie hat nun untersucht, ob die Kennzeichnung das Konsumverhalten beeinflussen.
Bonn (Deutschland). In Deutschland ist Fleisch seit einigen Jahren mit roten (Stallhaltung), blauen (Stallhaltung Plus), orangene (Außenklima) oder grünen (Premium) Labeln gekennzeichnet. Die sogenannten Tierwohllabel sollen Konsumenten über die Haltungsstandards informieren und ihnen dabei helfen, eine informierte Kaufentscheidung treffen zu können. Forscher der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn um Leonie Bach haben nun untersucht, ob und wie die Tierwohllabel das Konsumverhalten beeinflussen.
Laut der Publikation im Journal of Consumer Protection and Food Safety haben die Forscher dazu eine Untersuchung in einem virtuellen Supermarkt durchgeführt. Den 630 Probanden wurden in dem Supermarkt Lebensmittel mit unterschiedlichen Kennzeichnungen gezeigt. Eine Gruppe sah Fleischprodukte, bei denen sich die Tierwohllabel, wie in realen Supermärkten, lediglich auf der Verpackung befanden. Bei der zweiten Gruppe waren zusätzlich große Labels über den Regalen sichtbar und bei der dritten Gruppe waren noch Labels neben den Preisschildern vorhanden. Die Wissenschaftler konnten so untersuchen, ob besser sichtbare Tierwohllabel andere Effekte haben.
Im Rahmen der Studie haben sich die Probanden durch den virtuellen Supermarkt. Sie konnten dabei in der Ich-Perspektive Produkte von allen Seiten betrachten und sollten entscheiden, welches der Lebensmittel sie hypothetisch kaufen würden.
Die erhobenen Daten zeigen, dass alle drei Gruppen über die Auswahl gleichlang nachgedacht haben und sich gleich oft für Fleisch aus artgerechterer Haltung entschieden haben. Die zusätzlichen Labels an den Preisschildern und über dem Regal erzielte somit keine Wirkung. Dies ist überraschend, weil ein Großteil der Deutschen laut einer Studie der Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC) auf das Tierwohl achten.
„Ein Grund könnte sein, dass die Informationen nicht die notwendige Aufmerksamkeit erzielt haben, trotz der hervorgehobenen Weise, in der sie präsentiert wurden. Ein Teil unserer Versuchspersonen gab in der anschließenden Befragung an, diese nicht bewusst wahrgenommen zu haben.“
Laut Bach wollen die Forscher weitere Studien durchführen, in denen sie die Auswirkungen der Tierwohllabels bei Eiern und Milchprodukten untersuchen.
Journal of Consumer Protection and Food Safety, doi: 10.1007/s00003-024-01488-7