Robert Klatt
Die Landwirtschaft in Deutschland verursacht hohe externalisierte Kosten. Müssten die Verbraucher diese mitbezahlen, wären viele Lebensmittel deutlich teuer.
München (Deutschland). In Deutschland sind Nahrungsmittel aus der konventionellen Landwirtschaft deutlich günstiger als Biolebensmittel. „Das ist nur möglich, weil die Verbraucher die Folgekosten der konventionellen Landwirtschaft für Natur und Umwelt nicht an der Ladenkasse bezahlen müssen“, erklärt Hubert Heigl, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ Bayern). Müssten die Verbraucher alle bei der konventionellen Lebensmittelproduktion anfallenden Kosten bezahlen, würden sich laut Heigl die Preise teilweise verdoppeln.
Dies bestätigen auch Professor Tobias Gaugler von der TU Nürnberg und die Wirtschaftsingenieurin Amelie Michalke von der Universität Greifswald, die in einem Forschungsprojekt die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten der Landwirtschaft analysiert haben. „Sie sind immens. Wenn man sie auf die Ladenpreise draufschlägt, müsste ein Kilo Hackfleisch aus konventioneller Produktion statt 9,18 Euro eigentlich 18,84 Euro kosten, also doppelt so teuer sein“, kommentiert Gaugler die Ergebnisse.
Bei anderen Lebensmitteln ist die Differenz kleiner, aber ebenfalls erheblich. Gouda müsste etwa statt 7,98 Euro 12,94 Euro pro Kilogramm kosten. Insgesamt versucht die Landwirtschaft in Deutschland laut der Studie ökologischen Folgekosten in Höhe von etwa 90 Milliarden Euro pro Jahr. Die Bruttowertschöpfung der Branche liegt bei etwa 21 Milliarden Euro im Jahr.
Hauptverantwortlich für die enorme Differenz zwischen den tatsächlichen Kosten und der Bruttowertschöpfung der konventionellen Landwirtschaft ist der hohe Stickstoffverbrauch beim Düngen. In vielen Betrieben wird so viel Stickstoff verwendet, dass die Pflanzen auf den Feldern diesen nur teilweise verbrauchen. Der überschüssige Stickstoff wird anschließend zu Nitrat umgewandelt, das das Grundwasser belastet.
In vielen Regionen Deutschlands werden die Nitratgrenzwerte im Grundwasser deutlich übertroffen. Die Wasserversorger müssen das Grundwasser deshalb aufbereiten oder neue unbelastete Grundwasserströme anbohren. Die dabei entstehenden Kosten sind im Preis konventioneller Lebensmittel nicht enthalten und müssen von der Gesellschaft getragen werden.