Robert Klatt
In Deutschland sind pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen immer beliebter. Der Fleischkonsum ist hingegen auf den Tiefststand seit dem Beginn der Erhebung gesunken.
Bonn (Deutschland). Laut Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist Fleischkonsum in Deutschland erneut gesunken. Im Jahr 2022 konsumierten Verbraucher im Mittel 52 Kilogramm Fleischprodukte. Das sind 4,2 Kilogramm weniger als im Vorjahr und der niedrigste Stand seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1989.
Am größten ist der Rückgang bei Schweinefleisch (- 2,8 kg), bei Rind- und Kalbfleisch (- 0,9 kg) und bei Geflügelfleisch (- 0,4 kg). Die BLE geht davon aus, dass für den Rückgang hauptsächlich pflanzliche Alternativen verantwortlich sind. Eine Studie des Marktforschungsinstituts OnePoll zeigte etwa kürzlich, dass veganes Grillen in Deutschland voll im Trend liegt.
Eine Studie der Organisation Good Food Institute Europe (GFI) bestätigt diese Entwicklung. Der Umsatz für pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen ist demnach im Jahr 2022 um elf Prozent auf 1,91 Milliarden Euro gewachsen. Betrachtet man ausschließlich Fleischalternativen ist der Umsatz im Vorjahresvergleich um sieben Prozent auf 643 Millionen Euro gestiegen.
„Die Zahl der verkauften Produkte in dieser Kategorie ist zwischen 2020 und 2022 um 41 Prozent gestiegen, während die Verkäufe von vorverpacktem Fleisch aus der Tierhaltung um 13 Prozent zurückgegangen sind.“
Am höchsten war das Umsatzwachstum bei pflanzlichen Meeresfrüchten, Sahne, Desserts und Fertiggerichten.
Mit pflanzlichen Milchalternativen, etwa Hafer-, Mandel- und Sojamilch, wurde im Jahr 2022 ein Umsatz von 552 Millionen Euro erzielt. Dies entspricht einem Umsatzplus von dreizehn Prozent.
„Gemessen in verkauften Produkten ist der Markt für pflanzliche Milch seit 2020 sogar um 48 Prozent gewachsen, während der Markt für Kuhmilch um zwölf Prozent geschrumpft ist.“
Die Verkaufszahlen für Alternativen zu vielen Milchprodukten wie pflanzlichem Käse und Eis auf Pflanzenbasis haben laut der Studie merklich zugelegt. Lediglich beim Segment der pflanzlichen Joghurts, die laut einer Studie der University of Massachusetts teilweise bessere Nährwerte haben als Produkte aus Milch, sei eine geringfügige Abschwächung der Verkaufszahlen zu verzeichnen gewesen.
Ersatzprodukte für Fleisch und Milch stellen den Erhebungen gemäß die dominierenden Kategorien im Bereich der pflanzlichen Substitute dar. Die Studie unterstreicht, dass die Preissteigerungen im Bereich pflanzlicher Produkte im Vergleich zur Inflation wesentlich geringer ausgefallen sind. Vor allem die Kosten für Fleisch und Kuhmilch hätten deutlich stärker angezogen.
Die Studie des GFI basiert auf der Analyse von Einzelhandelsdaten aus dreizehn europäischen Nationen. Sie zeigt, dass Deutschland mit deutlichem Vorsprung den größten Absatzmarkt für Lebensmittel auf Pflanzenbasis in Europa darstellt.
Die Verkaufserlöse hier sind fast doppelt so hoch wie in Großbritannien, dem Land mit dem zweitgrößten Marktanteil, der bei 982 Millionen Euro liegt. Wie das GFI berichtet, konnte 2022 in keinem anderen westeuropäischen Land ein stärkerer Umsatzzuwachs verzeichnet werden als in Deutschland. Im Durchschnitt wuchs der Absatz von pflanzlichen Ersatzprodukten in Europa um sechs Prozent.
