Robert Klatt
Die Vorstände deutscher Spitzenunternehmen (DAX, MDAX und SDAX) haben 2021 im Mittel 469.000 Euro (24 %) mehr Gehalt bekommen. Weibliche Top-Manager verdienten deutlich mehr als Männer.
Stuttgart (Deutschland). Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) haben die Vorstände (ohne CEOs) deutscher Spitzenunternehmen (DAX, MDAX und SDAX) 2021 im Mittel 469.000 Euro mehr Gehalt (24 %) erhalten. Im Mittel liegt das Jahresgehalt bei 2,4 Millionen Euro. Die durchschnittliche Gesamtvergütung der Vorstandsvorsitzenden stieg um 700.000 Euro (23 %) auf 3,3 Millionen Euro.
Auffallend sind die hohen Gehaltsunterschiede zwischen Männer und Frauen im Vorstand. Im Mittel konnten Frauen ihr Gehalt um 17 Prozent auf rund 2,4 Millionen Euro steigern. Bei Männern im Top-Management war die Gehaltssteigerung mit 25 Prozent deutlich höher. Ihre Gesamtvergütung lag mit rund 2,1 Millionen Euro aber 348.000 Euro unter den weiblichen Top-Manager. Ein Jahr zuvor verdienten weibliche Führungskräfte im Mittel noch 421.000 Euro mehr als Männer.
Der deutliche Unterschied bei der Gesamtdirektvergütung kommt laut EY durch die gute Verhandlungsposition der Frauen in Deutschland zustande. Wie Dr. Jens Massmann, Partner und Spezialist für Vorstandsvergütung bei EY erklärt, versuchen Unternehmen seit Jahren, mehr Frauen für Spitzenpositionen zu gewinnen. Weil es nur wenige geeignete Kandidatinnen für das oberste Führungsgremium gibt, können diese hohen Gehälter fordern.
„Der Frauenanteil in den Vorstandsgremien wächst nur langsam. Aber zumindest liegen Frauen in der Vergütung vorn. Hochqualifizierte weibliche Top-Managerinnen haben weiterhin eine sehr gute Verhandlungsposition.“
Eine Prognose der weiteren Gehaltsentwicklung ist laut EY schwer, weil der Ukrainekrieg und die Folgen der Covid-19-Pandemie sowie die hohe Inflation viele Unternehmen belasten. Einen Rückgang der Gesamtdirektvergütung ist laut Massmann jedoch denkbar.
„Der Trend zeigt nicht mehr so eindeutig nach oben wie im Vorjahr und die Vergütungslandschaft wird uneinheitlicher. Daher erscheint ein Rückgang der variablen Vergütung und der Gesamtdirektvergütung für das laufende Jahr möglich.“