Robert Klatt
Die globalen Rüstungsausgaben sind das fünfte Jahr in Folge gestiegen. Die größten 25 internationalen Waffen- und Rüstungsgüterproduzenten erzielten einen Umsatz von 361 Milliarden US-Dollar.
Stockholm (Schweden). Eine Studie des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) zeigt, dass die globalen Ausgaben für Waffen und Rüstungsgüter erneut deutlich gestiegen sind. Laut dem internationalen Friedensforschungsinstitut erzielten die 25 größten internationalen Rüstungsunternehmen im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 361 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Umsatzwachstum von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2018 lag das Umsatzwachstum der Rüstungsindustrie bei 4,6 Prozent, 2017 bei 2,5 Prozent.
Die U.S.A. sind noch immer der mit Abstand größte Produzent von Waffen. In der Liste der 25 größten Rüstungsunternehmen nehmen US-Unternehmen zwölf Plätze ein. Sie sind damit für 61 Prozent des globalen Waffen- und Rüstungsgüterhandels verantwortlich. Die fünf größten Rüstungsproduzenten Lockheed Martin, Boeing, die kürzlich eine autonome Militärdrohne erprobt haben, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics sind alle in den U.S.A. beheimatet. Sie haben allein einen Umsatz von 166 Milliarden US-Dollar.
China liegt mit einem Anteil von 16 Prozent auf dem zweiten Platz des globalen Waffenhandels. Die vier von Sipri erfassten Unternehmen konnten ihren Umsatz innerhalb eines Jahres um 4,8 Prozent steigern. Laut Studienautoren Nan Tian „profitieren chinesische Waffenunternehmen von militärischen Modernisierungsprogrammen für die Volksbefreiungsarmee.“ Ein Großteil des Umsatzes wurde daher im eigenen Land erzielt.
Den dritten Platz im globalen Ranking belegt mit einem Anteil von 3,9 Prozent Russland. Derzeit sind Experte ins Ausland für russische Waffenhersteller wegen Sanktionen aufgrund der Besetzung der Krim und des Ukraine-Konflikts aber nur eingeschränkt möglich. Der Umsatz der beiden erfassten Unternehmen aus Russland ist innerhalb eines Jahres deshalb um 634 Millionen US-Dollar gesunken.
Lucie Béraud-Sudreau, Leiterin des Sipri-Forschungsprogramms zu Waffenhandel und Militärausgaben erklärt, dass „Russland trotzdem ein sehr starker Player ist und eine starke Rüstungsindustrie hat.“ Die Modernisierung des eigenen Militärs erfolgt aufgrund der angespannten Wirtschaftslage aber nur langsam.
Die sechs größten Waffenproduzenten aus Westeuropa erzielen gemeinsam 18 Prozent des globalen Gesamtumsatzes. In den Top 25 ist kein Unternehmen aus Deutschland vertreten. Der größte deutsche Waffenhersteller Rheinmetall konnte seinen Umsatz um vier Prozent auf 3,9 Milliarden US-Dollar steigern.
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA) sagte Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz: „Selten wird eine Fehlentwicklung so deutlich vor Augen geführt: Weltweit sind Hunderte Millionen Existenzen durch die Corona-Pandemie bedroht, Abermillionen sind infiziert und Unzählige haben keine ausreichende medizinische Versorgung. Die Sipri-Zahlen zeigen, wohin das knappe Geld nicht fließen sollte: immer weiter in die Taschen der internationalen Waffenindustrie."
Greenpeace fordert daher wie viele andere Organisationen auch ein "radikales Umdenken" und eine andere Verwendung der Geldmittel, anstatt diese weiterhin in Waffen zu investieren.