Generation Y und Z

Haben junge Menschen tatsächlich keine Arbeitsmotivation?

 Robert Klatt

Arbeitsmoral von Menschen aus den Generationen Y und Z )kcotS ebodAyvobulog(Foto: © 

Die Generationen Y und Z werden oft als „arbeitsscheu“ angesehen. Nun wurde untersucht, ob die jungen Menschen tatsächlich eine geringere Arbeitsmotivation besitzen als ihre Eltern und Großeltern.

Saarbrücken (Deutschland). In Deutschland und vielen anderen Staaten ist die Generation der Babyboomer (Jahrgänge 1945 bis 1965) oft der Ansicht, dass junge Menschen aus den Generationen Y und Z (Jahrgänge 1980 bis 2010) keine hohe Arbeitsmotivation besitzen. Deutlich wird dies laut ihnen etwa dadurch, dass Unternehmen Ausbildungsstellen schlecht besetzen können und Mitarbeiter aus diesen Generationen sich häufiger Teilzeitstellen wünschen.

Ob die Generationen Y und Z tatsächlich eine schlechtere Arbeitsmotivation als ältere Generationen, hat die Wissenschaft bisher kaum untersucht. Martin Schröder, Soziologie-Professor an der Universität des Saarlandes, hat deshalb anhand von knapp 600.000 Datensätze aus 40 Jahren analysiert, welche Bedeutung die Arbeit für eine Person hat.

Einstellung zu Arbeit und Beruf

Laut der Publikation im Journal of Business and Psychology basiert die Studie auf Daten der Integrated Values Survey (IVS), die seit 1981 jährlich Personen aus 113 Ländern zu ihrer Einstellung gegenüber Arbeit und Beruf befragt. Sie untersucht nicht nur die Arbeitsmotivation, sondern auch die Bedeutung von Freizeit, Arbeitsumfeld, Wertschätzung, sinnstiftender Arbeit und beruflichem Fortkommen.

Entgegen der verbreiteten Annahme, dass sich Einstellungen zu diesen Themen von Generation zu Generation wandeln, zeigen die Antworten laut der Analyse von Schröder kein klares Muster, das vom Geburtsjahr und nicht vom aktuellen Alter der Teilnehmer abhängt.

„Ich habe nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass die Einstellung zu Arbeit und Beruf tatsächlich mit dem Geburtsjahr zusammenhängt.“

Fehlinterpretation des Alters- und Periodeneffekts

Laut dem Soziologen beruht die verbreitete Meinung, der jüngeren Generation fehle Arbeitsmotivation, häufig auf einer Verwechslung des Alterseffekts mit dem Generationseffekt. Die Daten der IVS zeigen, dass jüngere Menschen, unabhängig von ihrer Generation, tendenziell eine geringere Arbeitsmotivation besitzen als ältere. So zeigte auch die Boomer in ihren Zwanzigern niedrigere Motivationswerte als in ihrem späteren Leben.

Zudem muss laut Schröder der Periodeneffekt berücksichtigt werden. Der Periodeneffekt betrachtet den historischen Zeitpunkt einer Befragung und zeigt, dass die Wertschätzung von Arbeit unter den Menschen einem kontinuierlichen Wandel unterworfen ist und nicht unbedingt mit ihrer Generationszugehörigkeit zusammenhängt. Aktuell wird Erwerbsarbeit generell als weniger wichtig angesehen als noch vor drei Jahrzehnten, eine Tendenz, die gleichermaßen für Jugendliche wie für Ältere gilt.

Journal of Business and Psychology, doi: 10.1007/s10869-023-09921-8

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