Individualverkehr

Höher Gebildete fahren in Deutschland öfter Fahrrad

Robert Klatt

Frau fährt Fahrrad )moc.hsalpsnumaD ihN(Foto: © 

Menschen mit höherer Bildung fahren in Deutschland öfter Fahrrad. Dies liegt auch daran, dass das Fahrrad inzwischen ein Statussymbol ist, mit dem man sein Umweltbewusstsein zeigen kann.

Köln (Deutschland). Laut einer Studie des Soziologen Ansgar Hudde von der Universität Köln Menschen fahren in Deutschland Menschen mit höherer Bildung häufiger mit dem Fahrrad als der Durchschnitt. Stadtbewohner mit Abitur waren im Jahr 2018 im Mittel 70 Minuten pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs, Stadtbewohner ohne Abitur hingegen nur 42 Minuten. Auf dem Land fahren Menschen mit höherem Bildungsgrad zwar ebenfalls häufiger mit dem Fahrrad, so groß wie in der Stadt sind die Unterschiede dort aber nicht.

Die im Journal of Transport Geography publizierte Studie basiert auf Daten der Studie Mobilität in Deutschland 2017 des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und auf repräsentativen Daten aus dem deutschen Mobilitätspanel für die Jahre 1996 bis 2018. Erfasst wurden darin alle Wege und die dabei verwendeten Verkehrsmittel von 55.000 Befragten.

Zusammenhang zwischen Bildung und Fahrradfahren

Außerdem umfasst die Studie von Hudde Hintergrundinformationen, um zu überprüfen, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Fahrradfahren und Bildung gibt oder ob es sich dabei um eine Scheinkorrelation handelt.

„Wer im Schichtdienst ist, fährt vielleicht nur deshalb seltener mit dem Fahrrad, weil das nachts zu ungemütlich ist. Aber auch wenn ich solche Faktoren wie zum Beispiel Weglänge, Alter, Einkommen und Wohnort statistisch berücksichtige, bleibt der Bildungsunterschied bestehen“, erklärt der Wissenschaftler.

Fahrradnutzung hat sich stark entwickelt

Laut einer zweiten Studie von Hudde war die Fahrradnutzung der unterschiedlichen Bildungsgruppen im Jahr 1996 noch nah beieinander. In den Jahren danach hat die Fahrradnutzung sich laut der Publikation im Fachmagazin Sociology  jedoch in Abhängigkeit vom Bildungsstand deutlich auseinanderentwickelt. „Die Gruppe mit höherer Bildung hat ihre Fahrradzeit seit 1996 verdoppelt“, so Hudde.

Fahrradfahren als klare Botschaft

Dies liegt zum Teil daran, dass das Fahrrad sich inzwischen zum Statussymbol entwickelt hat, mit dem eine klare Botschaft verbunden ist. Für Menschen mit einem niedrigen Bildungsstand ist ein Auto demnach öfter wichtig, um ihren finanziellen Erfolg zu zeigen.

Menschen mit höherer Bildung können laut Hudde hingegen auch mit dem Fahrrad fahren, weil sie dabei weniger Gefahr unterlaufen, als erfolglos oder arm angesehen zu werden. „Wenn eine Professorin mit dem Fahrrad zur Uni kommt, denkt niemand „Oh, die kann sich wohl kein Auto leisten“, sondern man denkt: „Cool, die ist umweltbewusst““, erklärt der Soziologe.

Als weiteres Beispiel nennt Hudde Cem Özdemir, der zu seiner Vereidigung als Minister zum Bundespräsidenten mit dem Fahrrad gefahren war. „Jeder weiß, dass der S-Klasse fahren könnte. Es geht ihm aber um die Botschaft. Und die wird verstanden“, so Hudde.

Journal of Transport Geography, doi: 10.1016/j.jtrangeo.2021.103244

Sociology, doi: 10.1177/00380385211063366

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