Robert Klatt
In Deutschland ist die Mehrheit angesichts des Ukrainekriegs für ein Tempolimit. Zwischen den Anhängern der Parteien gibt es jedoch starke Unterschiede.
London (England). Der ACE Auto Club Europa e. V. (ACE) hat anlässlich der deutlich höheren Benzin- und Dieselpreise kürzlich ein generelles Tempolimit von 100 km/h auf allen Autobahnen in Deutschland gefordert. Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine soll so der Treibstoffverbrauch in Straßenverkehr reduziert werden. Nun hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov untersucht, ob die Deutschen vor dem Hintergrund steigenden Energiepreise für ein pauschales Tempolimit von 130 km/h sind.
An der Umfrage nahmen mehr als 2.000 Personen über 18 Jahren teil. Mehr als die Hälfte (57 %) ist für ein Tempolimit. Ein kleiner Teil (10 %) war unschlüssig, die übrigen Teilnehmer (33 %) gegen ein Tempolimit.
Zudem zeigt die Studie, dass die Anhänger der unterschiedlichen Parteien sind in Hinblick auf ein Tempolimit stark voneinander unterscheiden. Am höchsten ist die Zustimmung bei Anhängern der Grünen (87 %), gefolgt von Anhängern der SPD (72 %). Die höchste Ablehnung (52 %) hat das Tempolimit bei Anhängern der FDP. Unterschiede gibt es außerdem beim Geschlecht. Frauen (62 %) sind öfter für ein Tempolimit als Männer (52 %).
Ein generelles Tempolimit ist im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP ausgeschlossen. Immer mehr Politiker fordern angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine jedoch ein Tempolimit, um den Spritverbrauch zu reduzieren. Dies soll den Klimaschutz fördern und zu einer schnelleren Unabhängigkeit von russischem Öl führen.
Trotz der positiven Effekte ist Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner noch immer gegen eine pauschale Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. „Der Einfluss auf das Klima wäre marginal“, erklärte Lindner gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt.
Laut ihm reichen die freiwilligen Verhaltensänderungen im Straßenverkehr durch hohe Kraftstoffpreise bereits ans. „Insofern ist das eine symbolhafte Debatte. Ich kann nur warnen, Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag jetzt mit dem Argument des Kriegs zur Disposition stellen zu wollen. Das bringt uns nicht weiter“, kommentiert Lindner die Situation.