Robert Klatt
Die Arbeit im Home-Office ist bei vielen Arbeitnehmern beliebt. Unternehmen möchten ihre Belegschaften hingegen oft lieber im Büro haben.
München (Deutschland). In den letzten zweieinhalb Jahren hat die Covid-19-Pandemie weltweit zu Veränderungen in der Arbeitswelt geführt. Besonders das Arbeiten im Home-Office hat an Bedeutung gewonnen. Nun hat das Ifo-Institut gemeinsam mit Forschungseinrichtungen aus den U.S.A., darunter die Universitäten Stanford und Princeton, Großbritannien und Mexiko eine Studie zum Thema Heimbüro publiziert. Als Datenbasis dient eine Umfrage des britischen Marktforschungsinstituts Respondi, an der etwa 36.000 Menschen aus 27 Ländern im Sommer 2021 und im Januar und Februar 2022 teilgenommen haben.
Laut der Studie arbeiten Menschen über alle Branchen im Durchschnitt in den 27 Länder 1,5 Tage pro Woche im Home-Office. Die U.S.A. liegen mit 1,6 Tagen pro Woche im Home-Office leicht über dem Durchschnitt, Deutschland (1,4 Tage), Frankreich (1,3 Tage) und Japan (1,1 Tage) leicht darunter. Wie Ifo-Wissenschaftler und Mitautor Mathias Dolls erklärt, handelt es sich dabei lediglich um Mittelwerte, weil in machen Brachen keine Arbeit im Home-Office möglich sei.
„Nie zuvor hat irgendein Ereignis in so kurzer Zeit derart umfassend das Arbeitsleben umgekrempelt.“
Laut Daten der DZ Bank lag die Auslastung der Büros bereits vor Covid-19 und der vermehrten Arbeit im Home-Office nur bei etwa 65 Prozent. In den kommenden Jahren gehen die Analysten davon aus, dass die Schreibtische im Mittel noch weniger besetzt sind.
"Eine Homeoffice-Regelung mit einem flexiblen Arbeitstag pro Woche würde die jahresdurchschnittliche Büroauslastung auf knapp über 50 Prozent senken. Bei zwei flexiblen Tagen reduziert sich die mittlere Auslastung auf etwas weniger als 40 Prozent, bei drei Tagen auf rund 25 Prozent."
Als Reaktion auf diesen deutlichen Wandel in der Arbeitswelt haben sich inzwischen viele Unternehmen dafür unterschieden, von festen Arbeitsplätzen auf Desk Sharing umzustellen. Sie können so die Anzahl der erforderlichen Schreibtische stark reduzieren (- 20 %) und somit die Bürokosten deutlich senken.
Die Studie zeigt zudem, dass die Arbeit im Home-Office international bei Arbeitnehmern beliebt ist. Im Mittel würden die 36.000 Umfrageteilnehmer aus 27 Ländern gerne 1,7 Tage pro Woche von zu Hause arbeiten. Die Unternehmen bevorzugen hingegen oft, dass ihre Beschäftigten vor Ort im Büro anwesend sind. Im Mittel sind lediglich 0,7 Tage pro Woche im Home-Office von den Firmen erwünscht.
Laut Dolls ist es denkbar, dass der Trend zur Arbeit im Home-Office sich auf die Städte, die Arbeitsorganisation in Firmen und ihre Innovationsfähigkeit auswirkt.
„Wenn ältere und wohlhabendere Beschäftigte in die Vorstädte abwandern, könnten die Mieten in manchen Städten sinken. Das wiederum erleichtert jungen Arbeitnehmer*innen, dort zu leben und von den Vernetzungsmöglichkeiten zu profitieren.“