Dennis L.
In Deutschland kaufen immer mehr Menschen Autozubehör, wie beispielsweise Ersatzteile oder Reifen, online im Internet. Dieser Trend verändert das sogenannte After-Sales-Geschäft der Werkstätten enorm. Zeitgleich zeigt es, dass immer mehr Autofahrer eigenständig entscheiden wollen, wo und was sie zu welchem Preis kaufen.
München (Deutschland). Ob hochwertige Markenreifen, gebrauchte Ersatzteile oder eine neue Abgasanlage – immer weniger Autofahrer kaufen ihre Fahrzeugteile in der Werkstatt, sondern mehr und mehr online im Internet bei großen und namenhaften Shops wie beispielsweise Autodoc.de. Diesen Trend existiert schon lange, aber erst jetzt konnte der Autoteile-Onlinemonitor (ATOM) belegen, dass die Zahl der Onlinekäufer mittlerweile so groß ist, dass immer mehr Werkstätten in der Bundesrepublik dies auch finanziell spüren.
Die aktuellen Zahlen im Autoteile-Onlinemonitor entstanden durch 1.200 repräsentative Onlineinterviews, von denen etwa 800 Online-Teilekäufer aus Deutschland waren, die von Kantar TNS durchgeführt und ausgewertet wurden. Das Ergebnis zeigt, dass alleine zum Vorjahr zehn Prozent mehr Autofahrer ihr Autozubehör online gekauft haben.
Interessant ist laut den Experten, dass die modernen Onlinekunden von heute keineswegs nur Bastler oder Hobby-Schrauber sind, welche die Einbauten am Fahrzeug anschließend selbst durchführen. Ein Großteil der Internetkäufer kamen laut eigenen Angaben durch das Internet selbst und entsprechende Werbung überhaupt auf die Idee eigenständig auf Teilesuche zu gehen. Lediglich für den Einbau der neuen Teile wird ein Termin in der Werkstatt gemacht.
Anfangs haben sich viele Werkstätten gegen den Einbau von sogenannten Fremdteilen gewehrt, da diese primär das After-Sales-Geschäft ruinieren. Mittlerweile bleibt vielen Betrieben jedoch kaum noch eine Wahl und so lassen heute fast 50 Prozent der Onlinekäufer ihre neuen Fahrzeugteile fachmännisch von einer Werkstatt einbauen. Bei neuen Reifen liegt der Anteil sogar bei rund 75 Prozent. Dass diese Zahl in Zukunft noch weiter steigen wird ist sehr wahrscheinlich, denn Werkstätten schlagen auf die Ersatzteile oftmals eine nicht unerhebliche Summe auf den Verkaufspreis drauf – kein Wunder also, dass man hier sparen möchte.
Wie sich jedoch das After-Sales-Geschäft durch die E-Mobilität verändern wird, ist bisher noch ungewiss. Das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe geht in einer Pressemeldung zumindest davon aus, dass die E-Mobilität die After-Sales bis zum Jahr 2025 kaum oder nur sehr unwesentlich beeinflussen wird.
Interessanter wird es, wenn die Fahrzeuge der Zukunft noch intelligenter sind und benötigte Ersatzteile (unter vorher definierten Regeln) eigenständig bestellen. Die Auswertung der Interviews ergab, dass diese Option gerade bei jungen Fahrern unter 35 Jahren sehr auf Anklang stößt.
„Auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit der zunehmenden Medienaffinität und E-Commerce-Akzeptanz in der Bevölkerung sind Fahrzeughersteller und stationärer Handel gut beraten, sich auf die unterschiedlichen Bedürfnismuster verschiedener Kundengruppen einzustellen“, sagt Michael Plotegher, Senior Director bei Kantar TNS.
Zwar gab rund die Hälfte der Onlinekäufer den günstigeren Preis als Hautgrund für den Onlinekauf an, für die andere Hälfte war jedoch die große Auswahl an Produktmarken und deren Qualität der primäre Kaufgrund im Internet.
Wie der Autoteilekauf in einigen Jahren aussieht, lässt sich jetzt nur schwer sagen. Durch den großen Wandel der E-Mobilität und immer intelligenteren Fahrzeugen kann derzeit kaum jemand mit Sicherheit sagen, wo die Reise hingehen wird und wer am Ende auf der Gewinner- und wer auf der Verliererseite stehen wird.