Robert Klatt
In Deutschland sind Einkommen und Vermögen sehr ungleich verteilt. Immer mehr Menschen sind deshalb trotz der insgesamt positiven Wirtschafts- und Einkommensentwicklung von Armut betroffen.
Düsseldorf (Deutschland). In Deutschland ist das Geldvermögen der privaten Haushalte laut Daten der Deutschen Bundesbank (BBk) deutlich gewachsen. Die Ökonomen der BBk erklären jedoch, dass das Vermögen noch immer sehr ungleich verteilt ist und dass die reichsten zehn Prozent der Privathaushalte etwa 70 Prozent des Geldvermögens besitzen. Nun hat die Hans-Böckler-Stiftung (HBS) eine Studie publiziert, laut der die Ungleichheit der Einkommen seit 2010 deutlich zugenommen hat. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen Angst davor haben, ihren Lebensstandard senken zu müssen und dass immer mehr Menschen bereits in Armut leben.
Laut der HBS hat der Anteil der Menschen, die in Deutschland in Armut leben, einen neuen Höchststand erreicht. Ein weiteres Problem ist, dass Arme im Vergleich zu anderen Einkommensgruppen in den 2010er-Jahren wirtschaftlich noch mehr zurückgefallen sind, obwohl es eine insgesamt positive Wirtschafts- und Einkommensentwicklung gab.
Die Studie zeigt, dass ein bedeutender Anteil der Armen (40 %) und der Menschen mit prekären Einkommen (20 %), die leicht oberhalb der Armutsgrenze liegen, keine ausreichend hohen finanziellen Rücklagen haben, um kurzfristige finanzielle Notlagen, etwa eine defekte Waschmaschine, bewältigen zu können. Arme Menschen können zudem in Deutschland kaputte Kleidung oft nicht ersetzen (10 %). Es wird somit deutlich, dass die finanzielle Situation die Teilhabe am Alltag und an sozialen Zusammenkommen bei vielen Menschen einschränkt.
Laut den Daten der HSB hat die Covid-19-Pandemie und die hohe Inflation im Zeitraum von 2020 bis 2023 zudem bei vielen Menschen für finanzielle Sorgen geführt. Dies betrifft nicht nur Menschen mit geringen Einkommen, sondern auch die Mittelschicht. Über die Hälfte der Menschen aus der unteren Einkommenshälfte sowie knapp die Hälfte der oberen Mittelschicht (47 %) gehen davon aus, dass sie ihren aktuellen Lebensstandard in den kommenden Jahren reduzieren müssen.