Onlinehandel

In Deutschland wird jedes sechste Paket zur Retoure

Robert Klatt

In Deutschland werden pro Jahr 280 Millionen Pakete im Onlinehandel retourniert. Pro Paket entstehen dabei Kosten in Höhe von 20 Euro. )grebmaB inU(Foto: © 

In Deutschland werden pro Jahr 280 Millionen Pakete im Onlinehandel retourniert. Pro Paket entstehen dem Händler dabei durchschnittlich Kosten in Höhe von fast 20 Euro. Außerdem werden 238.000 Tonnen CO2-Äquivalente durch die Retouren verursacht.

Bamberg (Deutschland). Im Jahr 2018 hat allein der deutsche Onlinehandel etwa 1,68 Milliarden Pakete verschickt. Laut einer Studie der Universität Bamberg wurden davon etwa 280 Millionen Pakete, also jede sechste Sendung retourniert, wie im aktuellen Retourentacho berichtet wird. Erstmals hat die Forschungsgruppe Retourenmanagement die Erhebung über das Rücksendeverhalten in Deutschland 2014 durchgeführt. Dr. Björn Asdecker, Leiter der Forschungsgruppe erklärt, dass „die zweite Durchführung den Wissenschaftler viele weitere Daten erbracht hat, die eine bessere Einschätzung der aktuellen Situation ermöglicht.“

Eine signifikante Veränderung der Retourenquote gegenüber dem Jahr 2014 konnte im Jahr 2018 nicht festgestellt werden. Erhoben wurden die Daten der Longitudinalstudie im November und Dezember des vergangenen Jahres durch eine Befragung unter Onlinehändlern. Leider war die Resonanz 2018 geringer als 2014 und nur 68 deutsche Onlinehändler waren bereit ihre Daten mit den Wissenschaftlern zu teilen. 2014 haben noch 143 Händler an der Trendstudie teilgenommen.

Aufteilung in fünf Warengruppen

Um trotz der relativ kleinen Stichprobe Aussagen über den Gesamtmarkt treffen zu können, haben die Forscher die Waren in fünf Gruppen aufteilt, darunter zum Beispiel „Mode“ und „Unterhaltung“. Anschließend ermittelte die Forschungsgruppe auf Basis anderer Studien den Anteil am Gesamtumsatz der einzelnen Warengruppen am Onlinehandel. Den größten Anteil nimmt dabei Mode mit etwa einem Viertel des Gesamtumsatzes ein.

Die Auswertung ergab, dass bei Schuhen und Kleidung mit 46 Prozent fast jedes zweite Paket zurück zum Händler geschickt wird. Deutlich geringer ist die Retourenquote bei Elektronik sowie Büchern und anderen Medien, die bei diesen Warengruppen im einstelligen Prozentbereich liegt. Asdecker sieht für die großen Unterschiede die bessere Vergleichbarkeit von Elektronik verantwortlich, die es Verbrauchern einfacher macht sich über ein Produkt zu informieren. Bei Kleidung hingegen gibt es „einen großen individuellen Wohlfühlfaktor“ der von Kunden online vorab nur schwer beurteilt werden kann.

19,51 Euro Durchschnittskosten pro Retoure

Neben der Retourenquote haben die Wissenschaftler sich auch mit den Folgen für die Onlinehändler beschäftigt, die die Kosten der Retouren größtenteils selbst tragen müssen. Im Durchschnitt lagen die Kosten einer Retoure bei 19,51 Euro, davon entfallen Euro 9,85 auf den Versand und 9,66 Euro auf die anschließende Bearbeitung. Als relevanteste Kostenfaktoren nannten 80,9 Prozent der Studienteilnehmer die Portokosten, für 45,5 Prozent der Händler ist der Wertverlust eine ebenfalls relevante Position. Dazu kommt bei etwa einem Drittel der Händler noch die Sichtung von Rücksendungen und die Identifikation der Artikel, die ebenfalls Kostentreiber sind.

Auswirkungen auf das Klima

Neben den finanziellen Folgen haben die Forscher auch die Auswirkungen auf die Umwelt analysiert. Laut den Ergebnissen der Studie erzeugen die Retouren etwa 238.000 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e), was der Menge an CO2 entspricht die 2.200 täglich stattfindende Autofahrten von Hamburg nach Moskau innerhalb eines Jahres erzeugen würden. Insgesamt liegt der Anteil der CO2-Emissionen, die durch Retouren verursacht werden damit bei 0,026 Prozent.

Medienberichten wie der von Frontal21 des ZDF, die behaupten, dass Retouren massenhaft vernichtet werden widerspricht Asdecker hingegen deutlich. Laut den Ergebnissen der Studie werden 92 Prozent aller retournierten Artikel erneut verkauft. Nur vier Prozent der Retouren werden vernichtet, die restlichen Artikel werden gespendet oder an externe industrielle Verwerter verkauft.

Außerdem zeigt die Studie, dass Onlinehändler trotz der hohen Retourenquoten und der so entstehenden Kosten im Durchschnitt äußerst kundenfreundlich agieren. Statt der gesetzlichen Widerrufsfrist von 14 Tagen, lag die von den Händlern durchschnittliche angebotene Widerrufsfrist bei 28,4 Tagen.

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