Robert Klatt
Deutschland hat die zweithöchste Abgabenlast innerhalb der OECD-Staaten. Es zahlen aber nicht alle Altersgruppen gleich viele Steuern und Sozialabgaben. Eine Studie hat nun untersucht, wer Steuern zahlt und wer Leistungen vom Sozialstaat erhält.
Köln (Deutschland). Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigte kürzlich, dass Deutschland innerhalb der 38 Mitgliedsstaaten die zweithöchste Abgabenlast hat. Nur in Belgien zahlen Arbeitnehmer noch höhere Steuern und Sozialabgaben. In Deutschland zahlen aber nicht alle Altersgruppen gleich viele Steuern und Sozialabgaben. Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) haben nun untersucht, welche Altersgruppen Steuern bezahlen und welche Altersgruppen Leistungen vom Sozialstaat erhalten.
Laut dem IW profitieren junge Menschen in erster Linie von den öffentlichen Dienstleistungen in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Diese Dienste überwiegen oft die finanziellen Beiträge, die sie in Form von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen leisten. Die genannte Studie zeigt auf, dass diese Balance im Schnitt bis zum vollendeten 24. Lebensjahr anhält.
Im Erwerbsleben kommt es zu einer Kehrtwende. Mit der Zunahme des Einkommen wachsen zwangsläufig die anfallenden Steuern, Sozialversicherungsbeiträge und andere staatliche Abgaben. Dies führt dazu, dass Berufstätige im Allgemeinen mehr an den Staat abgeben, als sie von ihm erhalten.
Der Höhepunkt wird zwischen Anfang 50 und Mitte 50 erreicht. In diesen Jahren ist die Differenz zwischen den geleisteten Zahlungen und den bezogenen Vorteilen am größten. Deutsche Bürger, die sich in dieser Altersklasse befinden, entrichten jährlich durchschnittlich beachtliche 20.500 Euro an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, eine steuerliche Last von 13.500 Euro und Sozialabgaben von 7.000 Euro.
Mit dem Eintritt ins Rentenalter folgt ein weiterer Umkehrpunkt. Im Durchschnitt überwiegen dann die Leistungen, die Personen vom Staat erhalten, die von ihnen geleisteten Zahlungen. Als Hauptfaktoren für dieses Ungleichgewicht nennt das IW die Inanspruchnahme von Renten und Pensionen sowie die wachsenden Gesundheitsausgaben. Mit fortschreitendem Alter nimmt der Überschuss aus bezogenen Leistungen im Verhältnis zu den Einzahlungen stetig zu, bis zum Lebensende.
Bei Personen, die das 85. Lebensjahr erreicht haben, belaufen sich die durchschnittlichen jährlichen Leistungen, die die hauptsächlich aus den Sozialversicherungen stammen, auf rund 30.500 Euro. Eine steigende Lebenserwartung führt dazu, dass der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung zunimmt. Martin Beznoska, Studienautor und Ökonom, sieht darin ein Problem für den Staatshaushalt.
„Für den Fiskus wird das zu einem rechnerischen Problem. Wegen des demografischen Wandels wird es immer dringender, die Sozialsicherungssysteme zu reformieren.“