Robert Klatt
In Ländern mit hohen Einkommen und einer hohen Gleichberechtigung der Geschlechter wie Deutschland essen Männer deutlich mehr Fleisch als Frauen.
Zürich (Schweiz). Menschen in wohlhabenden Ländern wie Deutschland essen deutlich mehr Fleisch als Menschen aus Ländern mit geringen Einkommen. Forscher der Universität Zürich (UZH) um Christopher Hopwood haben nun untersucht, ob und wie sich der Fleischkonsum zwischen Männern und Frauen innerhalb eines Landes unterscheidet. Sie haben dazu Umfragedaten von 20.802 Personen aus Ländern in Nord- und Südamerika, Europa und Asien analysiert, die sowohl das Geschlecht als auch den Fleischkonsum enthalten.
Laut der Publikation im Fachmagazin Scientific Reports haben die Wissenschaftler dabei festgestellt, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Ländern mit einem hohen Wohlstand und einem hohen Grad an Gleichberechtigung der Geschlechter paradoxerweise besonders groß sind.
„Mit Ausnahme von China, Indien und Indonesien tendierten Männer dazu, mehr Fleisch zu essen als Frauen. Die Geschlechterunterschiede im Fleischkonsum waren in Ländern mit einem höheren Grad an Gleichberechtigung und sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung tendenziell größer, wobei wir die größten Unterschiede in Deutschland, Argentinien, Polen und Großbritannien beobachteten.“
In eher ärmeren Ländern ist der Fleischkonsum sowohl bei Männern als auch Frauen gering, weil das Lebensmittel schlicht zu teuer ist. Die Forscher gehen davon aus, dass die signifikanten Geschlechtsunterschiede in Deutschland und anderen Ländern mit einem hohen Wohlstand dadurch zustande kommen, weil Menschen dort mehr Wahlmöglichkeiten bei der Auswahl an Lebensmitteln haben und dadurch ihre Ernährung entsprechend ihrer individuellen Vorlieben ausrichten können.
„Ein höheres Mass an Geschlechtergleichstellung und sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung gibt Frauen möglicherweise mehr Freiheit, sich bewusst für einen geringeren Fleischkonsum zu entscheiden, und ermöglicht es Männern umgekehrt, häufiger Fleisch zu kaufen und zu essen.“
Aus welchen Gründen die Menschen Fleisch essen, hat die Studie nicht untersucht. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass in manchen Kulturen das Lebensmittel noch immer mit Männlichkeit und Potenz assoziiert wird. Es ist demnach denkbar, dass Männer überdurchschnittlich viel Fleisch konsumieren, um nicht von kulturellen Normen abzuweichen und attraktiv zu wirken.
Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-024-62511-3