Robert Klatt
In Deutschland gelten Immobilien aufgrund der hohen Zinsen und der Inflation aktuell als besonders unerschwinglich. Eine Studie hat nun untersucht, wie sich Wohnungspreise, Zinsen und Einkommen tatsächlich entwickelt haben.
Köln (Deutschland). In Deutschland herrscht die Ansicht, dass der Kauf von Wohnungen und Häusern aktuell aufgrund der hohen Zinsen und der Inflation deutlich teurer ist als noch vor wenigen Jahrzehnten. Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW) um Michael Voigtländer haben nun eine Studie publiziert, laut der Wohneigentum in Deutschland aktuell deutlich erschwinglicher ist als in den 1980er- und 1990er-Jahren.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Erschwinglichkeit heute immer noch deutlich besser ist als in den 1980er- und 1990er-Jahren.“
Zur Analyse der Voraussetzungen für den Erwerb von Wohneigentum seit dem Jahr 1980 haben die Forscher einen Erschwinglichkeitsindex für Wohnimmobilien entwickelt. Der Index basiert auf Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu den Immobilienpreisen in Deutschland, den langfristigen Zinsen und der Einkommensentwicklung.
Um den Erschwinglichkeitsindex zu ermitteln, wurden die Kosten eines Annuitätendarlehens mit einer Laufzeit von 20 Jahren in Relation zu einem Index der Einkommensentwicklung gesetzt. Laut der Studie liegt die Bezahlbarkeit einer eigenen Immobilien aktuell etwa auf dem Niveau der 1950-er Jahre.
„Dieses Ergebnis dürfte für zahlreiche Menschen kontraintuitiv sein, da die Vorstellung vorherrscht, dass es frühere Generationen leichter hatten, Wohneigentum zu bilden.“
Am höchsten war der Erschwinglichkeitsindex mit 115,5 im dritten Quartal 1981. Der in diesem Kontext maßgebliche Zinssatz für Immobilienkredite lag damals bei 10,6 Prozent. In den folgenden Jahren verbesserte sich die Zugänglichkeit von Wohneigentum sukzessive. Am erschwinglichsten waren Wohnimmobilien im zweiten Quartal 1987, als der Index bei nur 64,1 lag.
Nach der deutschen Wiedervereinigung führte ein temporärer Anstieg der Zinssätze zu einer Verschlechterung der Bedingungen. Ab der Mitte der 1990er Jahre jedoch wurden Immobilienkäufe wieder erschwinglicher. Voigtländer führt dies auf die Kombination aus wachsenden Einkommen und einer intensiven Bautätigkeit in dieser Periode zurück. Den Untersuchungen zufolge waren die Bedingungen für den Immobilienerwerb im dritten Quartal 2016 mit einem Indexwert von 28,6 am günstigsten.