Robert Klatt
In Deutschland bereuen vielen Menschen den Kauf oder das Leasing ihres Elektroautos. Der Hauptgrund dafür sind die unterschätzten Kosten, darunter vor allem die höheren Strompreise.
Berlin (Deutschland). Elektro- und Hybridautos hatten bei Neuzulassungen in Deutschland laut Daten des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) einen Anteil von über 50 Prozent. Neben den Umwelt- und Klimaschutzaspekten ist laut Greenpeace auch das hohe Sparpotenzial dafür verantwortlich, das bei mehreren hundert Euro im Monat liegt. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Studie des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI), laut der die Total Costs of Ownership (TCO), also die Kosten über die Gesamtnutzungsdauer, von Elektroautos deutlich geringer als bei ähnlichen Verbrennern sind.
Eine Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt nun, dass trotz der vermeintlichen Kostenvorteile mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland (53 %) den Kauf oder das Leasing ihres Elektroautos bereuen. Der Hauptgrund dafür sind die unterschätzten Kosten, darunter primär die höheren Strompreise.
Bei potenziellen Käufern von Elektrofahrzeugen herrscht Verunsicherung. Aufgrund der durch die Energiekrise verursachten preislichen Unsicherheiten äußerte ein Viertel der Studienteilnehmer Bedenken gegenüber dem Besitz oder Leasing eines elektrischen Autos. Interessanterweise zeigte die Befragung, dass in Frankreich 54 Prozent der Teilnehmer ihren Kauf eines Elektroautos bereuten. Ganz anders die Stimmung im Vereinigten Königreich. Laut Max Scherer, dem Chief Operating Officer (COO) von Monta, einem Softwareunternehmen für Ladestationen, das die Studie beauftragt hat, ist hier die Mehrheit (58 %) trotz der höheren Betriebskosten nach wie vor mit ihrer Kaufentscheidung zufrieden.
„Es steht außer Frage: Das Laden eines Elektroautos ist in den letzten Jahren teurer geworden. Untersuchungen belegen aber auch, dass die Deutschen einen Ladevorgang tendenziell kostenintensiver einschätzen, als er tatsächlich ist.“
Beim Laden zu Hause werden Verbraucher häufig erst mit Verzögerung über die genauen Kosten informiert, meistens erst mit Erhalt der Stromrechnung nach einigen Monaten. Die Preisübersicht an öffentlichen Ladesäulen ist ebenfalls unübersichtlich. Die diversen Abrechnungssysteme verschiedener Anbieter verkomplizieren für die Nutzer oftmals die Kostenkalkulation. Im öffentlichen Raum schwanken die Ladekosten pro kWh zwischen 40 und 80 Cent, wohingegen das Aufladen zu Hause im Schnitt 30 Cent pro kWh kostet.
„Es ist in fast allen Fällen günstiger, zuhause zu laden. Derzeit greift hier auch noch der Strompreisdeckel. Aber nicht jede*r hat die Möglichkeit einer eigenen Ladestation zuhause.“
Auch bei einer möglichen Zunahme der Energiepreise in den kommenden Monaten wird eine Obergrenze von 40 Cent nicht überschritten. Dadurch bleiben die Ladekosten berechenbar und kalkulierbar.
„Wer aber öffentlich laden muss, braucht außerdem meist verschiedene Ladekarten und Apps, oder man ist an einen Anbieter gebunden. Dadurch schränkt sich die Auswahl deutlich ein.“
Laut der Umfrage nutzen 41 Prozent der Deutschen, die bereits ein Elektrofahrzeug ihr Eigen nennen oder den Kauf erwägen, zu Hause ein auf erneuerbaren Energien basierendes System. Etwa ein Viertel der Befragten verfügt über eine eigene Photovoltaik-Anlage.
„Wer beispielsweise seine Solaranlage mit seiner Ladesäule verbindet und mit Sonnenstrom tankt, kommt deutlich günstiger weg. Es ist ein alarmierendes Signal, dass die Hälfte der Deutschen ihren Autokauf bereut. Damit die Mobilitätswende gelingen kann, muss sich ein Elektroauto ökologisch und ökonomisch rentieren.“
Es bedarf einfacher und klarer Ladelösungen. Zum einen sollte der Ausbau privater Ladeeinrichtungen gefördert werden, um mehr Personen das Laden in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Zum anderen muss der gesamte Ladevorgang genauso unkompliziert gestaltet sein wie das herkömmliche Tanken von Kraftstoff.