Robert Klatt
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird durch die Folgen des Klimawandels bis 2100 deutlich sinken. Verantwortlich dafür sind extreme Wetterereignisse aber auch die aufgrund höherer Temperaturen beeinträchtigte Arbeitsproduktivität.
London (England). Eine Studie der University of Cambridge zeigte bereits 2019, dass der Klimawandel auch in nördlich gelegenen Industrieländern wie Deutschland starke Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird. In einzelnen Ländern sollte demnach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2100 um mehr als zehn Prozent sinken.
Nun zeigt eine neue Studie von Wissenschaftlern des Londoner Imperial College, der London School of Economics (LSE), der Universität Cambridge und der ETH Zürich, dass die wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels noch deutlich höher sind. Laut der im Fachmagazin Environmental Research Letters publizierten Studie könnte noch in diesem Jahrhundert das globale BIP klimabedingt um 37 Prozent sinken.
Der prognostizierte Rückgang von 37 Prozent ist ein Mittelwert unterschiedlicher Szenarien, laut denen das BIP zwischen sechs und 51 Prozent sinken wird. Der Rückgang ist damit etwa sechsmal so hoch wie die Forschung bisher ermittelt hatte. Die große Differenz geht darauf zurück, dass Ökonomen bisher davon ausgegangen sind, dass die Folgen des Klimawandels wie Hochwasser, Brände und Dürren das Wirtschaftswachstum nur kurzfristig beeinträchtigen würden.
Inzwischen herrscht in der Ökonomie die Ansicht, dass sich die Volkswirtschaften von Extremereignissen und ihren Schäden nur langsam erholen werden. Außerdem gehen die Autoren davon aus, dass die Arbeitsproduktivität durch die höheren Temperaturen ebenfalls beeinträchtigt wird.
Sinkt das BIP tatsächlich bis 2100 um 37 Prozent, bedeutet dies, dass jede Tonne ausgestoßenes CO2 einen Schaden von mehr als 3.000 US-Dollar verursacht. Dies liegt deutlich über dem im Emissionshandel der Europäischen Union (EU) festgelegten CO2-Preis von 60 Euro pro Tonne. „Die Ergebnisse zeigen, dass es billiger ist, den Treibhausgasausstoß zu verringern, als mit den Folgen des Klimawandels zurechtzukommen“, konstatiert Paul Waidelich.
Environmental Research Letters, doi: 10.1088/1748-9326/ac1d0b