Zahngesundheitsatlas 2019

Kosten für Zahnbehandlungen in Deutschland vom Wohnort abhängig

Robert Klatt

Zahngesundheitsatlas 2019 )moc.yabaxipcivonajotSokraD(Foto: © 

Die Krankenkasse Barmer hat eine Studie erstellt, die zeigt, dass in Deutschland Zahnbehandlungen je nach Bundesland deutliche Preisunterschiede haben. Auch die Inanspruchnahme von zahnärztlichen Leistungen unterscheidet sich stark, besonders zwischen Städten und ländlichen Gegenden.

Berlin (Deutschland). Laut dem Zahngesundheitsatlas 2019 (PDF) der gesetzlichen Krankenkasse Barmer gibt es in Deutschland zwischen den einzelnen Bundesländer teilweise große Unterschiede beim vom Patienten zu zahlenden Eigenanteil verschiedener Zahnbehandlungen. Wie Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse erklärt „soll der Atlas zur Zahngesundheit Transparenz schaffen und eine Diskussion über die bundesweiten Versorgungsunterschiede, Kosten und Nutzen anstoßen.“

Die Barmer möchte damit anregen, dass eine Diskussion zwischen den Zahnärzten, den gesetzlichen und privaten Krankenkasse und der Politik entsteht, um „die Ursachen dieser Unterschiede“ zu ermitteln und um „bundesweit einheitlich hohe Standards bei Beratung und Versorgung“ zu schaffen.

Kosten für Zahnersatz in Niedersachsen am höchsten

Die regional unterschiedlichen Eigenanteile sorgen für ein starkes Ost-West-Gefälle, das sich beispielsweise bei den unterschiedlichen hohen Eigenanteilen für einen kompletten Zahnersatz zwischen den Bundesländern verdeutlichen lässt. Laut den Ergebnissen des Zahngesundheitsatlas 2019 lag der Bundesdurchschnitt für diese Behandlung im Jahr 2017 bei 1.524 Euro. Im ehemaligen Ostdeutschland lagen die Durchschnittskosten zwischen 1.274 Euro und 1.379 Euro, während Patienten in Niedersachsen für dieselbe Behandlung 1.877 Euro bezahlen mussten.

Laut Straub lassen sich die hohen Eigenanteile dadurch erklären, dass Patienten vermehrt „einen aufwändigen, ästhetisch ansprechenderen und somit meist teureren Zahnersatz wählen“. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen in den meisten Fällen allerdings nur die Regelversorgung, da diese aus ihrer Sicht zweckmäßig und haltbar ist.

Aufwändigere Behandlungen, die laut den gesetzlichen Krankenkassen über das medizinische Maß hinausgehen, müssen vom Patienten privat bezahlt oder im Rahmen einer Zahnzusatzversicherung privat abgesichert werden. Dies gilt beispielsweise für Implantatversorgungen oder ästhetische Materialien wie Zirkonkeramik, CEREC oder Ähnliches.

Ebenfalls Unterschiede bei der Inanspruchnahme

Neben den Kosten haben die Wissenschaftler um den Hauptautor der Studie, Prof. Dr. Michael Walter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden auch die Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen durch die Versicherten untersucht.

Dabei wurde deutlich, dass es sowohl ein Ost-West-Gefälle als auch ein Stadt-Land-Gefälle gibt. Den Spitzenplatz belegt das Bundesland Sachsen, in dem 2017 77,1 Prozent aller Versicherten zumindest einmal beim Zahnarzt waren. Im Saarland, das den letzten Platz in dieser Kategorie belegt, lag der Anteil mit 65,2 Prozent mehr als zehn Prozent geringer. Laut Walter sind die Gründe für die deutlichen Unterschiede bei der Inanspruchnahme nicht vollständig geklärt. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass „verschiedene Präventionsaffinitäten, unterschiedlicher Stellenwert des Bonussystems und tradierte Inanspruchnahmemuster“ Auslöser dafür seien könnten.

Auch bei medizinisch notwendigen Behandlungen wie dem Zahnersatz, gab es zwischen Städten und dem Land deutliche Unterschiede. In Hamburg und Berlin erhielten 9,0 beziehungsweise 8,7 Prozent aller Versicherten 2017 einen neuen Zahnersatz, in Bayern und Rheinland-Pfalz, also flächenmäßig großen Bundesländern mit vielen kleinen Orten und Dörfern, lag der Anteil bei nur 6,9 Prozent und damit 0,5 unter dem Bundesdurchschnitt von 7,4 Prozent. Walter erklärt diese Unterschiede „durch den leichteren Zugang zur Versorgung bei einer vergleichsweise hohen Zahnarztdichte“ in den Stadtstaaten.

Außerdem sieht der Mediziner die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten sowie die höheren ästhetische Ansprüche der Stadtbevölkerung als Grund, für die unterschiedlich hohe Inanspruchnahme bei Leistungen wie der Kieferorthopädie, die von unter 20-Jährigen in Flächenländern weniger oft genutzt werden, wie von gleichaltrigen Stadtbewohnern.

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