Robert Klatt
Eine Studie hat untersucht, ob sich das Falschparken in einer deutschen Großstadt ökonomisch gesehen rechnet.
München (Deutschland). In vielen Innenstädten gehören Staus und volle Parkplätze zum Alltag. Kürzlich zeigte eine Studie, dass eine Kombination aus einer Citymaut, einem Tempolimit, weniger kostenfreien Parkplätzen sowie weiteren Maßnahmen diese Probleme reduzieren könnten. Dass es tatsächlich zu solch umfassenden Änderungen kommt, ist in der Autofahrernation Deutschland aber sehr unwahrscheinlich.
Wie autofahrerfreundlich die Bundesrepublik ist, zeigt auch eine neue Studie Fakultät für Tourismus der Hochschule München (HM). Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Andreas Humpe untersuchten am Beispiel der Großstadt Freiburg, ob sich Falschparken in Deutschland lohnt.
Laut der Publikation im Fachmagazin Transport Policy kam es in Freiburg (230.000 Einwohner) im Jahr 2019 zu über 180.000 registrierten Parkvergehen. Diese umfassen das Parken auf kostenpflichtigen Flächen, ohne zu bezahlen sowie das Parken in illegalen Bereichen, also etwa auf Fuß- und Radwegen und in Ein- und Zufahrten.
„Die Daten umfassten Ort und Zeit. Zudem lagen uns die Dienstpläne mit den Kontrollbezirken vor“, erklärt Humpe. Zudem begleiteten die Wissenschaftler Kontrolleure bei ihrer Arbeit, um weitere Daten zu erheben.
Das Ziel der Studie war es zu berechnen, wie hoch die Anzahl der Falschparker tatsächlich ist und mit welcher Wahrscheinlichkeit Falschparker erwischt werden. Die Forscher unterteilten dazu die Stadt in geografische Sechsecke. Anschließend ermittelten sie die zeitlich-räumlichen Wahrscheinlichkeiten dafür, in einer Sechseckstunde beim Falschparken erwischt zu werden.
Laut den Ergebnissen der Studie ist das Falschparken in Freiburg im Zentrum in mehr als der Hälfte der Fälle (61,3 %) ökonomisch sinnvoll. In den Außenbezirken lohnt sich das Falschparken aus wirtschaftlicher Perspektive noch häufiger (94,4 %). „Ökonomisch gesehen rechnet es sich also häufig falsch zu parken“, konstatiert Humpe.
Eine mögliche Reaktion auf dieses Ergebnis wäre eine Erhöhung der Kontrollhäufigkeit. Dazu müsste die Kommune jedoch neues Personal einstellen, was zunächst die Kosten erhöhen würde. Es wird zudem mit jedem erwischten Falschparker aufwendiger, noch einen weiteren Falschparker zu entdecken. „Mit zunehmenden Grenzkosten wird das Entdecken weiterer Falschparker wirtschaftlich unrentabel“, erklärt Humpe.
Als Alternative könnte man laut dem Ökonomen die Parkgebühren so stark senken, dass sich Falschparken nicht mehr rechnet. Diese Lösung würde den Individualverkehr jedoch fördern und damit zu mehr Staus und noch volleren Parkplätzen führen. „Die einzig logische Konsequenz ist es daher, die Strafen zu erhöhen“, so Humpe. In Deutschland sind diese Strafen jedoch durch die Bußgeldkatalog-Verordnung geregelt und können nicht von den Städten bestimmt werden.
Transport Policy, doi: 10.1016/j.tranpol.2021.12.010