Robert Klatt
In den kommenden Jahren werden Investitionen in die Lagerautomatisierung stark zunehmen. Dadurch sollen jedoch vorerst keine Arbeitsplätze entfallen.
Irthlingborough (England). Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmen Interact Analysis wird der Markt für Lagerautomatisierung von 30 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf 69 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 ansteigen. Der Umsatz mit Systemen zur mobilen Lagerautomatisierung wird dabei etwa fünfmal so schnell wachsen wie der Umsatz mit stationären Lagerautomatisierungslösungen. Knapp die Hälfte der Investitionen in diese Technologie erfolgen in China und den U.S.A. Der größte Treiber ist mit einem prognostizierten Wachstum von 28 Prozent der Lebensmitteleinzelhandel, der aufgrund von Onlinebestellmöglichkeiten zunehmend Lösungen zur Automatisierung benötigt.
Wie die Investitionssumme für Lagerautomatisierung ausgegeben wird, hat Zebra Technologies, ein Unternehmen für Geräte und Software zur Datenerfassung und -verarbeitung, im Rahmen der Warehouse Vision Study 2024 (PDF) detailliert untersucht.
Laut den Ergebnissen der Umfrage unter 1.403 IT- und Businessentscheider in Nordamerika, Lateinamerika, Asien-Pazifik und Europa aus den Bereichen Fertigung, Transport und Logistik, Einzelhandel, Post- und Paketzustellung sowie Großhandelsverteilung liegt der Fokus bei der Lagerautomatisierung in den kommenden fünf Jahren bei Technologielösungen zur Unterstützung der Angestellten und Automatisierungslösungen.
Mehr als drei Viertel (77 %) der Befragten ist der Ansicht, dass Technologie zur Unterstützung der Mitarbeiter der sinnvollste Schritt ist, um mit der Lagerautomatisierung zu beginnen. In den kommenden Jahren werden demnach Lagerarbeiter die unterschiedlichsten Tätigkeiten zunehmend mit Automatisierungslösungen gemeinsam ausführen. Eine konkrete Vorstellung darüber, wie in ihrem Unternehmen mit der Automatisierung angefangen werden soll, hat jedoch nur ein kleiner Teil (35 %) der Verantwortlichen.
„IT- und Businessentscheider sind bereit, die gestiegene Nachfrage in den nächsten fünf Jahren durch eine schrittweise Modernisierung ihrer Warenlager zu erfüllen. Dabei arbeiten sie gleichzeitig an der Verbesserung der Produktivität ihrer Mitarbeiter und Teams sowie der Vereinheitlichung der Betriebsprozesse. Bis 2024 werden sich Führungskräfte darauf konzentrieren, ganzheitlichere Lösungen einzuführen. Dadurch können sie datenbasierte Umgebungen schaffen, dank derer die menschliche Arbeit und Automatisierung im Warenlager in Einklang gebracht und letztlich den Mitarbeitern im täglichen Arbeitseinsatz ein Leistungsvorsprung verschafft wird“, erklärt Mark Wheeler, Director of Supply Chain Solutions, Zebra Technologies.
Mehr als die Hälfte (59 %) der Befragten nannte die Auslastung der vorhandenen Lagerkapazitäten als eine der wichtigsten Probleme. Die hohen Investitionen in die Lagerautomatisierung werden deshalb stark durch die Expansion der Lager getrieben. Bis 2024 möchte demnach 87 Prozent der Befragten die Anzahl ihrer Lager erhöhen. 82 Prozent sind bereits dabei, ihre Lagerkapazitäten auszubauen, indem bestehende Lager vergrößert werden oder neue Lager geplant werden.
Die zunehmende Lagerautomatisierung soll laut der Umfrage vorerst keine Mitarbeiter ersetzen, sondern nur die Leistung der Menschen durch zusätzliche Technologie verbessern. In Zukunft könnte somit ein Palettenregal zum Beispiel gemeinsam von Lagerarbeitern und Robotern bestückt werden. Geplant ist diese Teilautomatisierung zur Unterstützung der Mitarbeiter mit Technologie bei deutlich über der Hälfte (61 %) der Unternehmen.
Obwohl die Lagerautomatisierung in den kommenden Jahren ohne Zweifel zunehmen wird, ist der Hauptteil (75 %) der befragten Entscheider noch immer der Meinung, dass die optimale Betriebsbilanz vor allem durch die menschliche Interaktion entsteht. Lediglich knapp ein Viertel der Befragten erklärte, dass Roboter bis 2024 für die Wareneingangsverwaltung (24 %), die Ausgangsverpackung der Waren (22 %) und den Wareneingang (20 %) in Lagern eingesetzt werden.
Ein Großteil der Umfrageteilnehmer gab an, dass neben den zunehmenden Lagerkapazitäten auch das erhöhte Volumen der Artikelpositionen (Stock Keeping Units, SKU) sowie die höhere Versandgeschwindigkeit die Anforderungen an die Lager rapide steigen lassen. Gelöst werden sollen diese Probleme durch eine erhöhte Produktivität und Transparenz, wie durch ein robustes Retourenmanagement (81 %), eine bessere Aufgabenverzahnung (80 %), Mehrwertdienstleistungen (80 %) und die Nutzung von Drittanbieterlogistik (83 %).
Ohne Investitionen zur Lagerautomatisierung können die Unternehmen die Anforderungen der On-Demand-Wirtschaft laut den in der Umfrage geäußerten Einschätzungen hingegen nicht erfüllen.
Knapp die Hälfte (46 %) der Umfrageteilnehmer erklärte, dass die Lagerautomatisierung vor allem zu einer schnelleren Belieferung des Endkunden führen soll. Es soll also der Zeitraum minimiert werden, der benötigt wird, um ein Produkt aus einem Palettenregal des Lagers zu entnehmen, zu verpacken und an den Kunden zu versenden.
Dazu muss laut einem Großteil (77 %) der Umfrageteilnehmer das gesamte Lager modernisiert werden. Die tatsächliche Einführung von Mobilgeräte und Technologien zur Lagerautomatisierung, mit denen Mitarbeiter zum Beispiel in den Palettenregalen schneller die Artikel finden können, erfolgt in der Praxis jedoch nur relativ langsam. Derzeit sind fast drei Viertel (73 %) der Unternehmen noch dabei, Mobilcomputer, Tablets und Barcodescanner in ihren Lagern einzuführen.
In den kommenden Jahren sollen zur weiteren Effizienzsteigerung in fast allen Lagern (83 %) Android-basierte Mobile-Computing-Lösungen, Echtzeit-Ortungssysteme (RTLS) (55 %) und voll ausgestatte Lagerverwaltungssysteme (WMS) (54 %) installiert werden. Ein Großteil der Befragten (60 %) erklärte deshalb, dass mobile Barcode-Etiketten in den kommenden drei Jahren ein Investitionsschwerpunkt sind.