Bootskauf

Marktanalyse: Boote kaufen in Krisenzeiten

Dennis L.

Die anhaltende Wirtschaftskrise beeinträchtig viele Branchen. So hat auch der deutsche Bootsmarkt mit Kaufzurückhaltung zu kämpfen. Fallen daher bald die Preise für Neu- und Gebrauchtboote? )kcotS ebodAsotohP lennahC(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Es werden weniger Neu- und Gebrauchtboote gekauft
  • Kaufzeitraum verschiebt sich nach hinten
  • Nachfrage nach größeren Yachten und Mehrrumpfbooten steigt

Der deutsche Markt für Freizeitboote war im Jahr 2023 mit einem Jahresumsatz von rund 740 Millionen Euro der Größte in Europa, gefolgt von Italien mit etwa 610 Millionen Euro. Doch wie verändert sich das Kaufverhalten durch die anhaltend Wirtschaftskrise in Deutschland? Dazu wurden rund 7.000 Wassersport-Fans befragt und die Antworten mit denen aus dem Jahr 2021 verglichen.

Bremen (Deutschland). Neben den nicht unerheblichen Anschaffungskosten für ein Boot, fallen erfahrungsgemäß rund zehn Prozent des Neupreises pro Jahr für Versicherung, Liegeplatz und Instandhaltung an. Damit gehören Motorboote und Segelyachten definitiv zu den teuersten Hobbys, die man aktuell haben kann. Durch Corona sind die Preise für Neu- und Gebrauchtboote stark gestiegen und bis dato ist durch die anhaltend Nachfrage keine Kehrtwende in Sicht.

Die anhaltend Wirtschaftskrise geht aber an niemanden vorbei und so stellt sich die Frage: Wer kauft in Krisenzeiten eigentlich noch Boote und wie entwickelt sich der Markt in den kommenden Jahren? Dazu wurden rund 7.000 Personen befragt und die Antworten mit den Ergebnissen der letzten Befragung von vor zwei Jahren verglichen. Die Zahlen zeigen deutlich, dass sich potenzielle Interessenten für Motor- und Segelboote aktuell zurückhalten und auf eine Besserung der wirtschaftlichen Situation in den kommenden Jahren hoffen.

Zurückhaltung beim Kauf neuer oder gebrauchter Boote

Die Umfrage zeigt, dass es in Deutschland immer noch viele Menschen gibt, den den Wassersport lieben und auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten ihrem Hobby treu bleiben wollen. Die Umfrage zeigt aber auch, dass es weniger als bei der letzten Datenerhebung von vor zwei Jahren sind. Zudem zeigt sich, dass die Anschaffung einer Yacht zukünftig länger dauern wird als bisher.

So gaben rund 56 Prozent der Befragten an, dass sie nicht planen, in den nächsten drei Jahren ein neues Boot zu kaufen oder ihr bisheriges zu wechseln. Vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei etwa 52 Prozent und war damit etwas höher als aktuell. Die Auswertung zeigt auch, dass sich zur Zeit 44,2 Prozent ernsthaft mit dem Kauf eines Bootes beschäftigen. Rund 27,4 Prozent sind noch unentschlossen und 16,8 Prozent gaben an, in den kommenden drei Jahren definitiv ein neues oder gebrauchtes Boot kaufen zu wollen. Aber so schön diese Zahlen klingen mögen, im Vergleichszeitraum sind auch diese Zahlen rückläufig. Damals gaben 20 Prozent der Befragten an, auf jeden Fall ein Boot kaufen zu wollen.

Kaufzeitraum für Boote verschiebt sich nach hinten

Die Auswertung zeigt zudem, dass sich die klare Kaufabsicht unter den Befragten nach hinten verschiebt. Waren es 2021 noch rund 15,5 Prozent die angaben, im kommenden Jahr ein Boot zu kaufen, waren es in der aktuellen Umfrage nur noch 10,8 Prozent. Dafür ist die klare Kaufabsicht im Zeitraum von ein bis zwei Jahren gestiegen. Hier gaben rund vier Prozent mehr (28,8 Prozent) der Befragten an, in diesem Zeitfenstern ein Boot erwerben zu wollen als noch im Jahr 2021. Die Zahlen für den Kaufzeitpunkt von etwa drei Jahren ist mit mehr als der Hälfte in beiden Befragungen etwa gleich geblieben.

Daraus resultiert, dass etwa jeder Zehnte die aktuell schlechte wirtschaftliche Situation erst einmal abwarten will, bevor die Entscheidung für ein neues Boot fällt. Die Umfrage zeigt auch, dass rund ein Drittel der Befragten davon ausgeht, dass sich die aktuell schlechte Situation in den kommenden zwei Jahren bessern wird. Für Privatverkäufer, Yachtmakler und Werften bedeutet dies allerdings, dass sich der Bootsverkauf in die Länge ziehen wird und mit längeren Standzeiten gerechnet werden muss.

Neues Boot oder gebrauchtes Boot kaufen?

In der Umfrage wurden auch weitere Daten erhoben. So wollten die Autoren von den potenziellen Bootskäufern wissen, ob sie eine neue Yacht oder ein gebrauchtes Boot favorisieren. Hier gibt es zur Befragung aus dem Jahr 2021 kaum Unterschiede: 21 Prozent gaben an, eine nur Yacht kaufen zu wollen und somit 79 Prozent, ein gebrauchtes Boot erwerben zu wollen.

Sollten die Werften wegen anhaltender Wirtschaftskrise die Preise in Zukunft jedoch drastisch senken müssen, so könnte sich der Anteil an Interessenten für Neuboote noch erhöhen, so die Autoren.

Welche Bootstypen und Bootsgrößen sind gefragt?

Auch hier zeigen sich nur minimal Änderungen zum Vergleichszeitraum. In der aktuellen Befragung gaben etwa 74 Prozent an, sich für eine Fahrtenyacht zu interessieren, während 24,6 Prozent angaben, einen Performance-Cruiser zu suchen. Signifikante Zuwächse gab es überraschenderweise bei den Mehrrumpfbooten: Hier stieg das Interesse von 6,9 Prozent auf 9,2 Prozent bei den Katamaranen und von 2 Prozent auf 3,8 Prozent bei den Trimaranen.

Beim Thema Bootsgröße zeigt sich hingegen ein ganz unterschiedliches Bild. So ist das Interesse an Booten bis 7,5 Metern Länge von 12,6 Prozent auf 8,7 Prozent geschrumpft. Einen Zuwachs gab es hingegeben bei Booten bis 10 Metern Länge: Hier stieg die Nachfrage von 30,5 auf 31,9 Prozent. Das größte Interesse haben die potenziellen Käufer an Yachten zwischen 10 und 12 Metern, wobei auch hier die konkrete Nachfrage von 42,9 Prozent auf 40,2 Prozent gesunken ist. Überraschend stark gestiegen ist hingegen die Nachfrage nach großen Yachten zwischen 12 und 15 Metern. Hier stieg das Kaufinteresse von 21,5 Prozent im Jahr 2021 auf 25,4 Prozent.

Es gibt Unterschiede bei den Bootslängen zwischen Neu- und Gebrauchtbooten

Bei Booten bis zu einer Länge von 7,5 Metern ist das Kaufinteresse mit rund 8 Prozent bei Neu- und Gebrauchtbooten in etwa gleich. Bei größeren Bootslängen gehen die Wünsche nach neuen oder gebrauchten Booten hingegen deutlich auseinander. So wollen rund 16,7 Prozent ein neues Boots zwischen 7,5 Metern und 10 Metern kaufen und rund 36 Prozent ein gebrauchtes Boot in dieser Größenordnung.

Im Bereich 10 Meter bis 12 Meter ist die Nachfrage mit 40,7 Prozent für Neuboote und 38,1 Prozent für Gebrauchtboote recht ausgeglichen und deckt sich in etwa mit den Zahlen aus dem Jahr 2021. Bei den größeren Yachten im Bereich 12 Meter bis 15 Meter gaben jedoch nur noch 24,5 Prozent der Befragten an, ein gebrauchtes Boot kaufen zu wollen. Dafür stieg das Interesse in diesem Längenbereich für Neuboote auf 33,3 Prozent. Bei Schiffen über 15 Meter Länge liegt das Interesse bei Neubooten sogar bei 8,6 Prozent und bei Gebrauchtbooten nur noch bei 1,5 Prozent.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei Booten bis 12 Metern Länge der Trend zum Gebrauchtboot geht. Bei größeren Bootslängen geht der Trend hingegen klar zu Neubooten.

Welche Bootshersteller sind gefragt?

Auch wenn Bavaria die Liste von Neubooten als auch von Gebrauchtbooten anführt, so zeigen sich auf den unteren Plätzen doch größere Unterschiede.

Beliebte Bootsmarken für Neuboote:

  1. Bavaria
  2. Beneteau (First, Ozeans, Sense)
  3. Saffier
  4. Sirius
  5. Hanse
  6. JPK
  7. Hallberg-Rassy
  8. Dragonfly
  9. Vaan Yachts
  10. Jeanneau (Sun Fast, Sun Odyssey)

Beliebte Bootsmarken für Gebrauchtboote:

  1. Bavaria
  2. X-Yachts
  3. Hallberg-Rassy
  4. Beneteau (First, Ozeans, Sense)
  5. Jeanneau (Sun Fast, Sun Odyssey)
  6. Dehler
  7. Saffier
  8. Hanse
  9. Moody
  10. Pogo Structures

Die Listen zeigen wenig Überraschungen und verdeutlichen, dass die Bootskäufer von Morgen altbekannte Marken und auf Qualität setzen - bei Neubooten als auch bei Gebrauchtbooten.

Spannend & Interessant
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