Effizienteres Arbeiten?

Mindestlohn hat Produktivität in Deutschland erhöht

Robert Klatt

Reinigungskraft )moc.yabaxipogilahK(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Der in Deutschland im Jahr 2015 eingeführte gesetzliche Mindestlohn hat sich positiv auf die Wirtschaft ausgewirkt
  • Zu den erwartetenden Marktaustritten kam es kaum
  • In einigen Branchen ist die Produktität gestiegen, seit Unternehmen den Mindestlohn bezahlen müssen

In Deutschland ist die Produktivität in einigen Branchen seit der Einführung des Mindestlohns deutlich höher. Zu den befürchteten Marktaustritte kam es hingegen kaum.

Mannheim (Deutschland). Als in Deutschland der Mindestlohn von 8,50 Euro im Jahr 2015 eingeführt wurde, befürchteten viele Ökonomen negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Unternehmen. Eine Studie des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kam nun zu dem Ergebnis, dass der Mindestlohn nur wenige Unternehmen zum Marktaustritt bewegt hat. Laut der von der Mindestlohnkommission beauftragten Studie ist in manchen Branchen die Produktivität durch den Mindestlohn sogar gestiegen.

„Hauptaspekt unserer Untersuchung waren die Lohnkostenerhöhungen, die durch den Mindestlohn verursacht werden und am Ende die Wettbewerbsbedingungen von Unternehmen beeinflussen“, erklärt der Ökonom Moritz Lubczyk.

Kleinstunternehmen stark betroffen

Wie die Studie zeigt, gaben seit der Einführung des Mindestlohns vor allem Kleinstunternehmen mit bis zu vier Mitarbeitern auf, die zuvor einen Lohn von unter 8,50 Euro pro Stunden zahlten. Betroffen ist davon primär Ostdeutschland, wo der Bruttodurchschnittslohn zum Untersuchungszeitpunkt deutlich niedriger war als in Westdeutschland.

„Oft sind es die unproduktiveren Unternehmen, die den Markt verlassen“, erklärt Lubczyk. Wegen der ansonsten starken Nachfrage nach Arbeitskräften durch andere Unternehmen ist die Arbeitslosenzahl durch die Firmenschließungen und Insolvenzen nicht gestiegen.

Höhere Arbeitsproduktivität in manchen Branchen

Zudem nahm die Arbeitsproduktivität in manchen Branchen, die ebenfalls stark durch den Mindestlohnbetroffen waren, deutlich zu. Dazu gehören etwa das Wett- und Lotteriewesen und die Werbebranche, die im Verhältnis zu den eingesetzten Arbeitskräften einen höheren Umsatz erzielen konnten.

„Zum einen kann das damit zusammenhängen, dass Unternehmen verstärkt in Kapital, also Maschinen oder Technologien, investieren und somit ihre Arbeitskräfte produktiver einsetzen“, erklärt Lubczyk. Außerdem kommt hinzu, dass „die durchschnittliche Produktivität der gesamten Branche steigt, wenn vor allem weniger produktive Unternehmen aus dem Markt austreten“.

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