Robert Klatt
Nachrichtenmedien erreichen immer weniger junge Menschen. Die sogenannten „gering Informationsorientierten“ haben oft eine niedrige formale Bildung und nutzen stattdessen TikTok und Co.
Mannheim (Deutschland). Klassische Nachrichtenmedien erreichen laut einer Studie des GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Deutschland immer weniger Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren. Die sogenannten „gering Informationsorientierten“ Menschen nutzten die journalistischen Angebote nur selten oder gar nicht zur Informationen über das aktuelle Weltgeschehen und weitere relevante Inhalte. Ihr Anteil in der untersuchten Altersgruppe liegt bei 22 Prozent. Bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren nutzt sogar fast die Hälfte (45 %) keine Nachrichtenmedien.
Erfasst wurden die Informationsbedürfnisse, Einstellungen der Gruppen und ihre Mediennutzung in zehn Fokusgruppen im Sommer in Hamburg, Bottrop, Dresden und Nürnberg. Die dabei gewonnenen Daten zeigen zudem, dass gering Informationsorientierte oft eine niedrige formale Bildung haben und Nachrichten fast ausschließlich über soziale Medien beiläufig erhalten.
Laut der Studienergebnisse gehören die meisten jungen Menschen zu Gruppen, in denen unterschiedliche Diskriminierung vertreten sind, aber nahezu keine politischen Diskussionen geführt werden. Themen wie Diskriminierung, soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung stehen hingegen im Vordergrund der Gespräche. Einen zentralen Kritikpunkt, den sie gegenüber den etablierten Medien äußern, bildet die fehlende Relevanz der Inhalte in ihrem eigenen Leben.
Die Studie zeigt zudem, dass die „gering Informationsorientierten“ Personen kaum Wissen über die journalistische Ausbildung und die Aufgabe der Medien haben. Journalismus assoziieren sie oft mit negativen Gefühlen und Fake News.
Die klassischen Nachrichtenmedien stehen bei den Befragten in der Kritik, da sie laut ihnen Sachverhalte nicht ausreichend differenziert darzustellen. Die Teilnehmer bemängeln, dass in den Medien oft nur eine vorherrschende Sichtweise präsentiert wird, während alternative Perspektiven unterrepräsentiert bleiben. Dies führt ihrer Meinung nach zu einem Druck, die in den Medien vorherrschende Meinung anzunehmen.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsen aus der Gruppe der „gering Informationsorientierten“ konsumieren vor allem unterhaltsame Inhalte, die für ihr Leben eine gewisse Relevanz haben. Die beliebteste Informationsquelle ist TikTok, dicht gefolgt von Plattformen wie Instagram und YouTube. Beliebt sind auf den Plattformen etwa die Kanäle „Herr Anwalt“ oder „Rezo“, die innerhalb der Gruppe ein hohes hohen Vertrauen haben und aus ihrer Sicht wichtige Themen aufbereiten.