Robert Klatt
In Deutschland sind immer mehr Menschen übergewichtig. Verbraucherschützer verlangen deshalb eine neue Abgabe auf süße Getränke. Diese soll auch bei Getränken, die statt Zucker Süßstoffe enthalten, anfallen.
Berlin (Deutschland). In Deutschland leiden immer mehr Menschen unter Übergewicht. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) verlangt deshalb in einem Positionspapier, dass für besonders zuckerhaltiger Getränke eine neue Abgabe eingeführt wird. Dies soll ökonomische Anreize für die Wahl gesünderer Getränke schaffen.
Auf Basis der Ziele der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie der Bundesregierung soll die sogenannte Süßgetränkeabgabe laut der VZBZ „zusätzliche Anreiz zur zügigen Zuckerreduktion setzen.“ Erfasst werden soll auch der Ersatz von Zucker durch Süßstoffe, auf die dann ebenfalls eine Abgabe erhoben werden soll. Es soll so „das geschmackliche Süßlevel und den Zuckergehalt der Produkte gesenkt werden.“
Wie das Positionspapier erklärt, stellt eine Süßgetränkeabgabe, die beim Überschreiten eines bestimmten Zuckergehalts die Hersteller entrichten müssten, einen „großen Anreiz dar, den Zuckergehalt zu verringern, um die Abgabe zu vermeiden“. Die Mehreinnahmen auf staatlicher Seite sollen laut des VZBV in eine gesunde Schul- und Kitaverpflegung sowie in Ernährungsbildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche investiert werden.
In Großbritannien und einigen anderen Ländern existiert eine Abgabe auf stark gezuckerte Getränke schon seit einigen Jahren. Wie eine Studie aus Philadelphia zeigt, reduziert diese tatsächlich den Zuckerkonsum bei Jugendlichen. Entgegen den Vorstellungen des VZBV hat die Abgabe jedoch nicht dazu geführt, dass der Zuckergehalt der Getränke gesenkt wurde. Stattdessen haben die Unternehmen aufgrund der Mehrkosten ihre Endkundenpreise erhöht, was zur Reduktion des Konsums geführt hat.
In Deutschland hat die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (WAFG) mit Kritik auf den Vorschlag des VZBV reagiert. Laut ihr ist eine Süßgetränkeabgabe „kein sinnvolles Instrument der Gesundheitspolitik“. Außerdem bezeichnet der Industrieverband das Ziel des Vorschlags „eindeutig als umfassende Geschmackssteuerung“. Nachvollziehbar sei dies nicht, weil in Deutschland bei alkoholfreien Getränken laut der Wirtschaftsvereinigung besonders bei alkoholfreien Getränken „in der Kategorie Süßgetränke auch kalorienfreie und -reduzierte Alternativen“ angeboten werden.