Robert Klatt
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat UV-behandeltes Pulver aus gelben Mehlwürmern als sicher eingestuft. Das proteinreiche Pulver könnte schon bald in unterschiedlichen Lebensmitteln in deutschen Supermärkten angeboten werden.
Parma (Italien). Die Europäischen Union (EU) hat kürzlich Hausgrillen (Acheta domesticus) und Larven des Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus) als Lebensmittel zugelassen. Nun hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein Gutachten im Auftrag des Europäischen Kommission (EK) veröffentlicht, laut dem UV-behandeltes Pulver aus gelben Mehlwürmern ebenfalls als sicheres Lebensmittel eingestuft ist. Erst vor wenigen Wochen veröffentlichten Forscher Wonkwang University eine Studie, laut dem Proteinpulver aus Mehlwürmern (Tenebrio molitor) sich primär zur Erhöhung des Proteingehalts in Fertiglebensmittel eignet.
Laut der EK ist das aus der Larvenphase des Tenebrio molitor Insekts produzierte Pulver hinsichtlich der Ernährungsphysiologie sicher. Zu den möglichen Anwendungsbereichen des Pulvers gehören unterschiedliche Lebensmittel, darunter Mehlerzeugnisse wie Torten, Weizenbrot und -brötchen sowie Pasta und Käse. Als Zielgruppe ist in dem Gutachten die Allgemeinbevölkerung definiert.
Obwohl das Komitee Bedenken hinsichtlich möglicher primärer Sensibilisierung und allergischer Reaktionen auf Proteine des gelben Mehlwurms äußerte, besonders bei Personen, die auf Krebstiere und Hausstaubmilben allergisch reagieren, haben die präsentierten Toxizitätsuntersuchungen insgesamt keine Bedenken hinsichtlich der Sicherheit hervorgerufen.
„Da weder in den in der Literatur verfügbaren toxikologischen Studien über getrocknete gelbe Mehlwürmer schädliche Wirkungen beobachtet wurden noch aus der Verwendungsgeschichte des neuartigen Lebensmittels und seiner Quelle hervorgehen, ist das Gremium der Ansicht, dass keine Sicherheitsbedenken bestehen, sofern die Larven getrennt von den ausgewachsenen Tieren aufgezogen werden.“
Für IPIFF, den EU-Dachverband des Insektensektors, ist das Gutachten ein Meilenstein für die breitere Vermarktung von essbaren Insekten in der EU und positioniert sie als ergänzende Quelle für hochwertiges Eiweiß. Christophe Derrien, IPIFF-Generalsekretär, bezeichnet das Produkt als nachhaltige Ergänzung.
„Dieses positive Gutachten der EFSA verdeutlicht die Chancen, die die EU-Eiweißstrategie und insbesondere der Sektor der essbaren Insekten bietet. Aus Insekten gewonnene Produkte sind eine nachhaltige Ergänzung.“
Innerhalb des legislativen Verfahrens für neuartige Nahrungsmittel wird das Gutachten der EFSA der Europäischen Kommission zur Vorlage bei den EU-Mitgliedstaaten gegeben. Diese können dann über die Genehmigung des neuen Lebensmittels und dessen Nutzungsbedingungen beraten. Im Fall einer zustimmenden Entscheidung der EU-Mitgliedstaaten liegt es anschließend bei der EK, Richtlinien für die Vermarktung zu erarbeiten. Dieser Prozess kann bis zu sieben Monate in Anspruch nehmen.