Verkehrspolitische Maßnahmen

Radverkehr in Deutschland könnte verdreifacht werden

Robert Klatt

Radfahrer in einer deutschen Großstadt )kcotS ebodAtniopflaH(Foto: © 

In Deutschland wird nur ein kleiner Anteil der Wege bis 30 km mit dem Fahrrad zurückgelegt. Verkehrspolitische Maßnahmen könnten den Anteil stark erhöhen.

Karlsruhe (Deutschland). In den letzten Jahren haben Studien zahlreiche Vorteile des Radverkehrs, darunter stark reduzierte CO2-Emissionen und positive Gesundheitseffekte, belegt. In Deutschland ist der Anteil des Radverkehrs auf Strecken mit einer Maximallänge von 30 Kilometern trotzdem noch immer gering (15 %). Forscher des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) um Dr. Claus haben deshalb im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC) untersucht, ob und wie der Anteil des Radverkehrs in Deutschland erhöht werden kann.

Laut den Wissenschaftlern des Fraunhofer ISI gehen Verkehrsprognosen bisher davon aus, dass Menschen ihr Verkehrsverhalten vor allem an den Kosten und den Fahrzeiten ausrichten. Subjektive Entscheidungskriterien, die das Potenzial des Radverkehrs beeinflussen, wurden hingegen systematisch unterschätzt.

„Wir haben erstmals entscheidende Faktoren wie die Kontinuität und Dichte des Radwegenetzes, das Sicherheitsempfinden im Verkehr, die Verknüpfung des Radverkehrs mit Bus und Bahn sowie die Qualität von öffentlichem Verkehr und Nahversorgung in den Gemeinden in die Analyse einbezogen.“

Bessere Radverkehrsinfrastrukturen nötig

Um den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen, ist ein deutlich besserer Ausbau der Radwege nötig. Diese müssen als Netzwerk geplant und gestaltet werden, um durchgehende Routen zu ermöglichen. In vielen Städten sind bislang aber nur einzelne Radwege vorhanden, die keine unterbrechungsfreien Routen ermöglichen. Als positive Beispiele nennen die Forscher die Netzgestaltung in Münster, Oldenburg und Karlsruhe.

Neben besser verbundenen Radwegen sind außerdem Geschwindigkeitsbeschränkungen und eine höhere Regulierung und Bepreisung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) nötig, damit mehr Menschen ein Fahrrad in ihrem Alltag nutzen.

Verknüpfung von Fahrrädern und dem ÖPVN

Außerdem ist eine Verknüpfung von Fahrrädern und dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nötig, um den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen. Konkret gemeint sind damit unter anderem gesicherte Abstellanlagen an Haltepunkten und Bahnhöfen und eine Integration des Fahrrads in die Auskunfts- und Buchungssysteme.

Die Wissenschaftler haben zudem das Konzept der „15-Minuten-Stadt“ entwickelt, in der alle regelmäßig anfallenden Strecken in maximal 15 Minuten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden können. Dies kann durch eine gleichmäßige Verteilung der Haltestellen erreicht werden.

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