Orthografie

Rechtschreibung ist bei deutschen Studenten oft fehlerhaft

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Studentin schreibt eine Hausarbeit )kcotS ebodAnuRlluB(Foto: © 

In Deutschland enthalten Haus- und Abschlussarbeiten von Studenten oft viele Rechtschreib- und Grammatikfehler, obwohl inzwischen Rechtschreibprüfungstools und Large Language Models (LLM) wie ChatGPT helfen können.

Flensburg (Deutschland). In Deutschland sind viele Menschen der Ansicht, dass die Rechtschreibfähigkeiten von Schülern und Studenten seit Jahren kontinuierlich schlechter werden. Hochschuldozenten beschweren sich etwa über die hohe Anzahl an orthographischen Fehlern in Haus- und Abschlussarbeiten ihrer Studenten, obwohl diese dank innovativer Möglichkeiten wie der automatisierten Rechtschreibprüfung und der Unterstützung durch Large Language Models (LLM) wie ChatGPT, das laut einer Studie der New York University Abu Dhabi (NYUAD) Studenten in vielen Prüfungen übertrifft, eigentlich bessere Ergebnisse erzielen sollten.

Forscher der Europa-Universität Flensburg (EUF) um Johanna Fay, Nils Langer und Carolin John-Wenndorf haben deshalb die Onlinebefragung Muttersprache 3/2023 durchgeführt, deren Ziel es war, zu untersuchen, wie Universitäts- und Fachhochschuldozenten die Rechtschreibung ihrer Studenten beurteilen. Die Germanisten haben zudem untersucht, welchen Stellenwert Rechtschreibfehler für die Dozenten haben und welche Gefühle diese bei ihnen auslösen.

Große Bandbreite an Studienfächern

An der Onlinebefragung Muttersprache 3/2023 haben 174 Professoren und Dozenten aus unterschiedlichen Fachbereichen, darunter Geschichtswissenschaft, Rechtswissenschaften, Informatik und Maschinenbau, teilgenommen. Die meisten Teilnehmer stammen aus einem geisteswissenschaftlichen Fach, in dem Studenten viele Hausarbeiten schreiben müssen und die Rechtschreibung daher traditionell eine hohe Bedeutung hat. Die Befragung ist laut den Forschern jedoch nicht repräsentativ, weil nur Personen teilgenommen haben, die sich aktiv dafür gemeldet haben.

Interpunktion und Groß- und Kleinschreibung

Laut den Antworten machen Studenten am häufigsten Fehler bei der Interpunktion, der Groß- und Kleinschreibung und der korrekten Unterscheidung zwischen „dass“ und „das“. Ein Großteil der Dozenten (80 %) ist der Ansicht, dass eine Korrelation zwischen den Rechtschreibfähigkeiten und anderen sprachlichen Fähigkeiten besteht. Studenten, die viele orthographische Fehler machen, haben demnach oft ebenfalls Mängel in der inhaltlichen Präzision und formulieren ihre Arbeiten schlechter.

Einen Zusammenhang zwischen den orthographischen Fähigkeiten und den fachlichen Kompetenzen sehen hingegen deutlich weniger Dozenten (42 %). Besonders stark ist die Korrelation laut ihnen bei sehr guten und sehr schlechten Arbeiten. Eine Ausnahme bilden hier technische und anwendungsorientierte Studienfächer, in denen auch Studenten mit sehr guten Noten teilweise relativ schlechte Rechtschreibfähigkeiten haben.

Verschlechterung der Rechtschreibfähigkeiten?

Die Onlinebefragung hat zudem untersucht, ob die Dozenten der Ansicht sind, dass die Rechtschreibkompetenz der Studenten sich gegenüber früheren Jahrgängen verschlechtert hat. Rund ein Drittel der Teilnehmer erklärte, dass die Rechtschreibfähigkeiten schlechter wurden (34 %) oder auf einem niedrigen Niveau stagnieren (35 %). Lediglich ein kleiner Teil (2 %) ist der Meinung, dass ihre Studenten eine bessere Rechtschreibung haben.

Laut einem Großteil der Dozenten ist die Qualität der Rechtschreibung ein essenzielles formales Bewertungskriterium. Trotzdem ist über die Hälfte der Teilnehmer der Meinung, dass eine korrekte wissenschaftliche Arbeitsweise, etwa das richtige Zitieren von Quellen, einen noch höheren Stellenwert hat. Ein Drittel der Dozenten hält hingegen die  Rechtschreibung für das wichtigste formale Bewertungskriterium, darunter vor allem Rechtswissenschaftler und Germanisten.

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