Dennis L.
Ein Großteil der Deutschen fürchtet das Risiko am Aktienmarkt und fürchtet, dass eingesetzte Kapital zu verlieren. Zudem stellen sich viele den Aktienhandel deutlich komplizierte vor, als wirklich ist. Fakt ist jedoch, dass eine kürzlich erstellte Studie festgestellt hat, dass die deutschen Anleger das Risiko an der Börse überschätzen und die Chancen größer als die Risiken sind.
Frankfurt am Main (Deutschland). Immer wieder sind es Aussagen wie „Ich habe kein Vertrauen in den Aktienmarkt“, „Ich habe Angst, die falschen Aktien auszuwählen“ oder „Ich möchte nicht ein Großteil meines Vermögens verlieren“ - dies sind im Wesentlichen die Aussagen, welche die meisten Deutschen - egal aus welcher Altersklasse - im Rahmen der Studie getroffen haben und was der Grund ist, warum diese Personen keine Aktien besitzen.
Die Ausarbeitung von Forschern der Frankfurt School of Finance & Management und der Goethe-Universität Frankfurt, die auf einer repräsentativen YouGov-Umfrage mit fast 2.800 Teilnehmern basiert, zeigt, dass rund zwei Drittel der befragten Nicht-Aktienbesitzer angaben, nicht genug Geld noch ausreichend Wissen zu besitzen, um an der Börse zu investieren. Die Studienautoren fragten sich daher: Wird das Risiko an der Börse überschätzt?
Risiko und Rendite sind in der Tat untrennbar miteinander verbunden. Der Anleger muss bereit sein, Schwankungen beim Vermögensaufbau in Kauf zu nehmen, schreiben die Autoren der von der Deutschen Börse in beauftragten Studie. Berechnet man jedoch das Risiko einer Aktienanlage auf der Grundlage historischer Daten, ist es schwer zu erklären, warum viele Menschen in Deutschland dieses Risiko völlig scheuen.
Das DAX-Renditedreieck ist eine visuelle Darstellung, die die Gesamtrendite des langfristigen Sparens in Aktien aufzeigt. In den letzten 50 Jahren hat sich langfristiges Sparen in Aktien in der Regel ausgezahlt. Selbst wer im Jahr 2008, dem Jahr der Finanzkrise, in das Unternehmen einstieg und seine Aktien bis Ende 2018 hielt, erzielte über zehn Jahre eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,2 Prozent.
Trotz solcher Statistiken gilt Deutschland als Entwicklungsland in Sachen Aktienkultur. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass nur elf Prozent der Bevölkerung Aktien besitzen. In den USA, die eine Investorenkultur haben, liegt der Anteil der Aktienbesitzer bei über 50 Prozent und auch in Schweden und den Niederlanden sind die Zahlen höher als in der Bundesrepublik.
Viele Anleger haben sich noch immer nicht von dem Albtraum erholt, beim Absturz der Telekom-Aktie und dem Platzen der Blase am Neuen Markt um die Jahrtausendwende in Deutschland verbrannt zu sein. Selbst wer Aktien deutscher Banken im Depot hat, hat seit Jahren wenig Freude daran, aber das liegt daran, dass er nicht richtig weiß, wie man richtig investiert", sagte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier Anfang Februar. Dies zeigt auch, warum Risikomanagement zu einem gewissen Maß stets sinnvoll ist.
Da aber die Renten alles andere als stabil sind, sehen viele Experten diese Haltung mit Sorge. So meint Michael Grote, Vizepräsident der Frankfurt School, dass hier Chancen verschenkt werden.
„Die Leute merken nicht, wie wenig sie wissen müssen. Die Leute denken, dass man ein großer Experte sein muss, um in den Aktienmarkt zu investieren. Aber es ist viel einfacher.“
Heutzutage gibt es viele kostengünstige Methoden, mit denen ein Anleger langfristig Aktien einer Vielzahl von Unternehmen erwerben kann - etwa über einen Sparplan, Fonds oder einem ETF. Ein Problem: „Es gibt so viele Produkte, dass Anfänger etwas überfordert sind“, sagt Christine Laudenbach von der Frankfurter Goethe-Universität, Mitautorin der Studie. Und die Abkürzung "ETF" macht dem Börsenlaien nicht sofort klar, was sich dahinter verbirgt.
Laut einer aktuellen Umfrage ist die Zahl der Wertpapierbesitzer in Deutschland gestiegen - von 17 Prozent im Jahr 2011 auf aktuell über 30 Prozent. Ungeachtet des Zinseinbruchs setzen die privaten Haushalte in Deutschland aber weiterhin überwiegend auf Bargeld und Bankeinlagen, auf die sie bei Bedarf schnell zugreifen können. Nach Angaben der Bundesbank befanden sich Ende Juni 2019 651,5 Milliarden Euro in Aktien und anderen Anteilsrechten, 613,8 Milliarden Euro in Fonds und rund 2.520 Milliarden Euro in Bargeldrücklagen.
„Aber vielleicht lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob das mit der Börse verbundene Risiko nicht überschätzt wird“, schreiben die Forscher, die im Auftrag der Deutschen Börse dem Rätsel der Aktienmarktteilnahme in Deutschland auf die Spur gekommen sind. „Niemand sollte ein Risiko eingehen, das er oder sie nicht eingehen will, dass ein ungutes Gefühl oder gar schlaflose Nächte verursacht.“