Herkunft nicht entscheidend

Steigt die lokale Kriminalität in Deutschland durch Ausländer wirklich?

 Robert Klatt

Beeinflusst Migration die Kriminalität? )kcotS ebodAekhcsenK treboR(Foto: © 

In Deutschland sind viele Menschen der Meinung, dass die Kriminalität durch Ausländer zunimmt. Eine Datenanalyse hat nun untersucht, ob es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Migranten und der Gesamtkriminalität, der Straßenkriminalität und Tötungsdelikten gibt.

München (Deutschland). In Deutschland sind viele Menschen der Ansicht, dass die Kriminalität durch Migration zunimmt. Auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die Straftaten mit Ausnahme von Verkehrsdelikten, Finanz- und Steuervergehen und Staatsschutzdelikten erfasst, sind Ausländer überrepräsentiert. Forscher des ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. (ifo für Information und Forschung) haben deshalb untersucht, ob Migration tatsächlich die Kriminalität in der Bundesrepublik erhöht.

Die Wissenschaftler um Jean-Victor Alipour haben dazu untersucht, wie Veränderungen des Ausländeranteils im Zeitraum von 2018 bis 2023 in Landkreisen und kreisfreien Städten die lokale Kriminalität beeinflusst haben. Laut der Datenanalyse gibt es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen den Migranten und der lokalen Gesamtkriminalität, der lokalen Straßenkriminalität und lokalen Tötungsdelikten.

„Wir finden keinen Zusammenhang zwischen einem steigenden Ausländeranteil in einem Kreis und der lokalen Kriminalitätsrate. Gleiches gilt im Speziellen für Schutzsuchende. Die Ergebnisse decken sich mit Befunden der internationalen Forschung, wonach Migration und Flucht keinen systematischen Einfluss auf die Kriminalität im Aufnahmeland haben.“

Ältere Studien kamen bereits zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach hatte auch die Zuwanderung im Zeitraum von 2008 bis 2019 keine signifikanten Auswirkungen auf die Kriminalität in Deutschland. Als im Zeitraum von 1996 bis 2006 etwa drei Millionen deutschstämmige Menschen aus Osteuropa, darunter viele junge und beruflich kaum qualifizierte Personen, nach Westdeutschland gezogen sind, hat die dortige Kriminalität hingegen stark zugenommen.

Andere Faktoren und nicht die Herkunft

Laut den Forschern des ifo für Information und Forschung sind Ausländer in der Kriminalstatistik nicht wegen ihrer Herkunft überrepräsentiert, sondern wegen anderer Faktoren. Im Vergleich zur deutschen Bevölkerung sind Migranten im Mittel jünger und der Anteil an Männern ist größer. Zudem wohnen sie oft in Regionen, in denen Straftaten häufiger auftreten, etwa Ballungsräume und Großstädte, also Regionen, in denen auch Deutsche öfter kriminell werden.

Es entstand dadurch ein scheinbares Paradoxon, laut dem Ausländer laut der PKS häufiger kriminell werden, Migration die lokale Kriminalitätsrate aber nicht beeinflusst. Dies lässt sich dadurch erklären, dass Ausländer öfter in Gegenden mit einem ohnehin höheren Risiko für Kriminalität leben. Wenn die Neigung zu kriminellen Verhalten bei Migranten und bei Deutschen, die in dieser Gegend leben, auf einem nahezu gleichen Niveau liegt, bleibt die lokale Kriminalitätsrate somit identisch. Die nationale Kriminalitätsrate nimmt jedoch durch den höheren Anteil an Migranten an der Gesamtbevölkerung zu.

Integrationsmaßnahmen gegen Kriminalität

Die Wissenschaftler erklären, dass Integrationsmaßnahmen wie Sprachkurse dabei helfen können, die Kriminalität der Migranten zu reduzieren. Außerdem reduziert ein leichterer Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft, Hilfe bei der Arbeitssuche und der Beantragung von Sozialleistungen ebenfalls die Kriminalität. Beschäftigungsverbote, die einen legalen Verdienst verhindern, führen hingegen zu mehr Kriminalität, weil sie die wirtschaftliche Integration unmöglich machen.

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