Robert Klatt
In Deutschland ist die Belastung aus Einkommensteuer und Sozialabgaben der Privathaushalte laut einer Studie seit 1986 deutlich gesunken.
München (Deutschland). In Deutschland ist laut einer Studie des ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. (ifo) die Steuerlast der privaten Haushalte in den letzten 35 Jahren deutlich gesunken. „Die durchschnittliche Belastung der Erwerbseinkommen durch Einkommensteuer und Solidaritätszuschlag ist in dem Zeitraum wesentlich zurückgegangen“, erklärt Andreas Peichl, Studienautor und Ökonom gegenüber dem Handelsblatt.
Die Wissenschaftler des ifo Instituts verglichen für ihre Studie die Belastung aus Einkommensteuer und Sozialabgaben von 1986 bis 2021. Laut der Analyse nahm die Belastung auch in den letzten zehn Jahren deutlich ab, obwohl es keine Steuerreformen gab. Trotzdem ist Deutschland bei Steuern und Abgaben in vielen Einkommensklassen laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) noch immer Weltmeister.
Deutlich werden die Ersparnisse bei der Steuer- und Abgabenlast an folgenden Beispielen.
Situation | Belastung 1986 | Belastung 2021 |
---|---|---|
Single, Einkommen von 30.000 Euro pro Jahr | 36,1 Prozent | 32,0 Prozent |
Single, Einkommen von 70.000 Euro pro Jahr | 46,9 Prozent | 41,0 Prozent |
Single, Einkommen von 100.000 Euro pro Jahr | 48,7 Prozent | 43,4 Prozent |
Familie mit zwei Kindern, Haushaltseinkommen von 200.000 Euro pro Jahr | 46,3 Prozent | 38,6 Prozent |
Verantwortlich für die sinkende Belastung ist laut des Ifo Instituts unter anderem die mehrfache Anhebung des Grundfreibetrags sowie die rot-grünen Steuerreformen. Demgegenüber stehen die leicht gestiegenen Sozialbeiträge, die einen Teil der Steuerentlastungen wieder zunichtemachen.
„Es ist Zeit für eine grundlegende Reform des Steuer- und Abgabensystems, damit sich Arbeit und Leistung mehr lohnen und die Partizipation am Arbeitsmarkt steigt“, schlussfolgerte Andreas Peichl. Trotz der Ergebnisse der Studie sieht der Ökonom keinen Freifahrtschein für eine Steuererhöhung der kommenden Bundesregierung. Clemens Fuest, Ifo-Präsident spricht sich für eine vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags aus. Stattdessen wäre es laut ihm sinnvoller, den Steuersatz für Spitzenverdiener leicht zu erhöhen.
Grundsätzlich ist laut dem Ifo-Institut eine Modernisierung der Steuerpolitik sinnvoll. Um Deutschland als Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen, wäre laut den Experten eine beschleunigte Abschreibung für Investitionen sinnvoll. Außerdem sollten Unternehmensgewinne nur noch mit 25 statt wie bisher mit 30 Prozent besteuert werden. „Die Steuersatzsenkung sollte zeitlich gestreckt eingeführt werden, um das Steueraufkommen zu schonen“, so Fuest.