Robert Klatt
Höhere Steuern führen dazu, dass viele Menschen nur noch einer Teilzeitarbeit nachgehen. Besonders häufig entscheiden sich dafür schlaue Männer.
Stockholm (Schweden). Steuererhöhungen sind in der Ökonomie umstritten. Einerseits können sie Staaten höhere Einnahmen einbringen, andererseits können sie Menschen vom Arbeiten abschrecken. Eine Studie des Research Institute for Industrial Economics (IFN) haben nun am Beispiel von Schweden untersucht, ob und wie sich höhere Einkommenssteuern auf die Arbeitszeit auswirken.
Daten der OECD, laut denen Deutschland die zweithöchsten Steuern innerhalb der Mitgliedsstaaten hat, zeigen, dass auch Schweden zu den Hochsteuerländern gehört. In Schweden geht die Einkommenssteuer erst an die Kommunen. Liegt das Einkommen über 52.000 Euro pro Jahr, wird der Betrag über dieser Grenze zusätzlich mit 20 Prozent versteuert. Diesen Teil der Einkommenssteuer erhält der Staat direkt.
Laut der Publikation im Journal of Public Economics Plus entscheiden sich in Schweden viele Menschen maximal 52.000 Euro pro Jahr zu verdienen, obwohl dies eine Einkommensregion ist, in der zusätzliches Geld sich laut einer Studie der University of Pennsylvania signifikant auf die Lebenszufriedenheit auswirkt. In Schweden nutzen Erwerbstätige vier Methoden, um die Einkommensgrenze, ab der die Zusatzsteuer anfällt, nicht zu überschreiten:
Die Autoren der Studie haben zusätzlich die Steuerdaten der Bürger, die in Schweden öffentlich einsehbar sind, mit ihren kognitiven Fähigkeiten verknüpft. In Schweden gibt es eine allgemeine Wehrpflicht, bei der verschiedene intellektuelle Fertigkeiten, wie logisches Denken, Textverständnis, räumliches Denken und technisches Verständnis, getestet werden. Die Forscher erstellten anhand dieser Fähigkeiten einen Wert, der die Intelligenz der einzelnen Individuen annähernd ermittelt. Dabei stellten sie fest, dass intelligentere Schweden stärker auf Steuervorschriften reagieren und eher geneigt sind, in Teilzeit zu arbeiten, um höhere Steuern zu vermeiden. Sportliche Fähigkeiten hingegen hatten kaum einen Einfluss auf diese Entscheidungen.
Die Ergebnisse zeigen, dass gerade die klügsten Schweden durch die Steuervorschriften vom Arbeitsmarkt abgeschreckt werden. Berufe wie Ärzte, Zahnärzte und Wissenschaftler sind dabei besonders betroffen. Dies bestätigt eine ältere Studie aus Deutschland, die den Effekt von Steuersenkungen untersuchte und feststellte, dass Personen mit höherem Einkommen stärker auf diese reagierten. Es lässt sich vermuten, dass in beiden Ländern ähnliche Prinzipien wirken.
Die Untersuchung bezieht sich allerdings hauptsächlich auf Männer, da in Schweden lange Zeit nur Männer der Wehrpflicht unterlagen und daher nur wenige Daten über Frauen vorliegen. Die Forscher konnten jedoch auch Schulnoten einiger Steuerzahlerinnen analysieren und stellten fest, dass es vorrangig Männer mit guten Noten waren, die ihr Einkommen bis zur Steuergrenze reduzierten. Frauen schienen hingegen, unabhängig von ihren schulischen Leistungen, von den Steuersätzen unbeeindruckt zu sein.
Journal of Public Economics Plus, doi: 10.1016/j.pubecp.2021.100007