Robert Klatt
Übermäßiger Alkoholkonsum verursacht hohe Schäden, die durch die Besteuerung der Droge nicht gedeckt sind. Menschen, die keinen oder nur wenig Alkohol trinken, müssen deshalb einen Großteil der Schäden bezahlen.
Boston (U.S.A.). Ein hoher Alkoholkonsum ist mit vielen Gesundheitsrisiken verbunden, darunter etwa ein höheres Schlaganfallrisiko und ein höheres Sterberisiko. Hinzukommen weitere alkoholbezogene Schäden wie Gewalt und mehr Verkehrsunfälle. Forscher der Boston University haben deshalb untersucht, ob in den U.S.A. die Steuereinnahmen des übermäßigen Alkoholkonsum die dadurch verursachten Gesamtschaden decken können.
Laut der Publikation im Journal of Studies on Alcohol and Drugs haben die Forscher die Bundes- und Landessteuern pro Standardgetränk in jedem Bundesstaat ermittelt. Ein Standardgetränk entspricht laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zehn bis zwölf Gramm Alkohol, also etwa 0,3 Liter Bier. Obwohl die Bundesregierung in allen Bundesstaaten eine einheitliche Verbrauchsteuer erhebt, können die Bundesstaaten zusätzlich spezifische Verbrauchsteuern, prozentuale Verbrauchsteuern und allgemeine Umsatzsteuern erheben.
Laut Jason G. Blanchette machen die spezifischen Verbrauchsteuern nur ein Fünftel der aktuellen Alkoholsteuereinnahmen aus. Eingeführt wurden die spezifischen Verbrauchsteuern, als die Prohibition in den U.S.A. beendet wurde. Weil sie nicht entsprechend der Inflation angehoben wurden, haben sie heute nur noch einen kleinen Anteil an den gesamten Steuereinnahmen durch Alkoholverkauf. Im Mittel liegt die Alkoholsteuer der Bundesstaaten pro Standardgetränk bei 13 Cent. Hinzukommt die Steuer der Bundesregierung von acht Cent. Die Gesamtsteuer pro Standardgetränk liegt als bei 21 Cent.
Demgegenüber steht der Gesamtschaden durch übermäßigen Alkoholkonsum, der bei 2,05 US-Dollar pro Getränk liegt. Die Bundesregierung trägt davon etwa 80 Cent pro Getränk. Ein Großteil der Kosten des übermäßigen Alkoholkonsums wird laut Timothy S. Naimi externalisiert, also von Personen, bezahlt, die entweder keinen Alkohol trinken oder die Droge lediglich in moderaten Mengen konsumieren.
„Die Diskrepanz zwischen den alkoholbezogenen Kosten für die Regierung und den Alkoholsteuern ist im Grunde eine erhebliche Subvention des übermäßigen Alkoholkonsums und der Alkoholunternehmen durch die Steuerzahler.“
Laut anderen Studien könnten höhere Alkoholpreise, oft durch erhöhte Steuern, übermäßigen Alkoholkonsum einschränken und dadurch eine Reihe von alkoholbezogenen Schäden wie Gewalt, Verkehrsunfälle und Leberzirrhose reduzieren.
„Eine Erhöhung der Alkoholsteuern könnte die öffentliche Gesundheit verbessern und die Diskrepanz zwischen alkoholbezogenen Kosten und Alkoholsteuern in den Bundesstaaten verringern.“
Die Hauptautorin der Studie, Jason G. Blanchette, betont, dass die Diskussionen um Alkoholsteuern hauptsächlich auf den gesundheitlichen Nutzen ausgerichtet sind, jedoch könnte diese Studie den Fokus der Debatte verschieben. Es wäre nur gerecht, wenn diejenigen, die am meisten trinken und Alkohol produzieren und verkaufen, die Kosten für die Gesellschaft decken sollten.
„Die traurige Wahrheit ist, dass die aktuellen Alkoholsteuern, selbst wenn man alle Steuerarten einschließlich der allgemeinen Umsatzsteuern berücksichtigt, nicht annähernd die alkoholbezogenen Kosten decken.“
Journal of Studies on Alcohol and Drugs, doi: 10.15288/jsad.2019.80.408