Hohe Belastung

Studie analysiert Kosten & Zeitaufwand häuslicher Altenpflege

Robert Klatt

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In Deutschland leisten Angehörige einen Großteil der Pflegearbeit, die mehr als 60 Stunden pro Woche betragen kann. Eine 24-Stunden-Pflegekraft können sich nur wenige Haushalte leisten.

Düsseldorf (Deutschland). In Deutschland leben laut Daten des Statischen Bundesamts (Destatis) 3,41 Millionen Pflegebedürftige. Betreut werden diese Menschen in 14.500 Pflegeheimen und von 14.100 ambulanten Pflegediensten sowie von ihren Angehörigen. Die Versorgungsart teilen sich dabei zu einem Viertel auf die vollstationäre Heimpflege und zu drei Viertel auf die häusliche Altenpflege in der eigenen Wohnung auf. Eine Studie der Hans Böckler Stiftung hat nun untersucht, welcher Kosten- und Zeitaufwand die Pflege zu Hause verursacht und wie sich diese Kosten im Verhältnis zum sozioökonomischen Status der Haushalte verhalten.

Die Daten der Studie basieren auf einer Befragung des Iso-Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in mehr als 1.000 Haushalten mit mindestens einem pflegebedürftigen Bewohner. Wie die Studie zeigt, entfällt ein Großteil des Pflegeaufwands auf Verwandte und Pflegekräfte aus dem osteuropäischen Ausland. Pflegedienste die ausschließlich lokale Angestellte einsetzen, werden hingegen immer seltener. Die Studienergebnisse decken sich somit mit vom Destatis erhobenen Daten, laut denen Angehörige etwa die Hälfte des Pflegeaufwands leisten, während ambulante Pflegedienste und Pflegeheime zu jeweils einem Viertel daran beteiligt sind.

63 Stunden Wochenarbeitszeit

Bei zwei Dritteln aller pflegebedürftigen Menschen ist die Hauptpflegeperson eine Frau. Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen ist der Anteil männlicher Hauptpflegepersonen damit gestiegen, befindet sich aber noch immer auf einem relativ niedrigen Niveau. Die Organisation des Pflegearrangements und die Hauptpflegearbeit übernehmen zu 48 Prozent die Lebens- oder Ehepartner der pflegebedürftigen Person und zu 39 Prozent die Kinder.

Laut den Studienergebnissen ist die Arbeitsbelastung bei Personen, die eine permanente Intensivpflege benötigen deutlich höher als bei einer Vollzeitstelle. Die wöchentliche Arbeit von 60 Stunden und mehr wird zu 90 Prozent von Angehörigen geleistet, die übrigen zehn Prozent übernehmen ambulante Pflegedienste und im Haushalt lebende Pflegekräfte. Erschreckend ist, dass trotz der enormen Belastung und des oftmals ebenfalls hohen Alters der Angehörigen, etwa ein Fünftel aller Pflegebedürftigen in Deutschland von einer Einzelperson betreut werden, die weder informelle noch professionelle Unterstützung erhält.

24-Stunden-Pflegekräfte aus Osteuropa

Wie eine kürzlich vom Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip) publizierte Studie zeigt, steigt aufgrund der enormen Belastung die Nachfrage nach 24-Stunden-Pflegekräften stetig an. Es handelt sich dabei überwiegend um Menschen aus Osteuropa, die für drei bis sechs Monate nach Deutschland kommen und hier in einem Haushalt einer pflegebedürftigen Person leben. Zur Entlastung der Angehörigen übernehmen diese Pflegekräfte den Großteil der Pflege- und Hausarbeit.

Obwohl der Mindestlohn häufig umgangen wird, liegen die monatlichen Kosten einer 24-Stunden-Pflegekraft im Durchschnitt bei 1.800 Euro monatlich. Es ist daher nicht überraschend, dass laut den Studiendaten vor allem Haushalte mit mehr als 5.000 Monatseinkommen eine 24-Stunden-Pflegekraft einstellen können, während Gering- und Normalverdiener den größten Teil der Pflege aus finanziellen Gründen selbst leisten müssen.

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