Trinkgeld-Studie

Studie zeigt, welche Faktoren das Trinkgeld beeinflussen

D. Lenz

Eine kleine Studie der Universität Frankfurt hat untersucht, welche Faktoren die Trinkgeldhöhe in Deutschland beeinflussen. )yabaxipsacifarGilaP(Foto: © 

Die hohe Kunst des Trinkgeld-Gebens wird nicht umsonst als eine solche definiert. Wer öfters ins Ausland reist, wird sich regelmäßig die Frage stellen, ob und wieviel Trinkgeld in dem jeweiligen Land gute Sitte ist. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Geben der richtigen Höhe des Trinkgeldes selbst in unserem Heimatland viele Fragen aufwirft. Studenten der Universität Frankfurt waren vor allem an den Faktoren bestimmt, die in unserem Land die Höhe des Trinkgelds beeinflussen.

Frankfurt am Main (Deutschland). Ob in der Kneipe, im Café oder im vornehmen Fünf-Sterne Restaurant - das Geben von Trinkgeld gehört in Deutschland zur guten Sitte, denn, nicht wie in anderen Ländern, ist das Trinkgeld nicht prozentual in der Rechnung eingeschlossen. Doch nach welchen Kriterien entscheiden Gäste, wie hoch das Trinkgeld für den erhaltenen Service ausfällt? "Bei der Vergabe von Trinkgeld spielen Konventionen eine Rolle", so das zentrale Ergebnis der interessierten Seminarteilnehmer der Universität Frankfurt, die sich ein Semester lang mit der quälenden Frage, nach der richtigen Trinkgeldhöhe beschäftigt haben. Doch aus den Interviews der Seminarteilnehmer mit über 40 Befragten lassen sich noch weitere interessante Erkenntnisse gewinnen.

Beziehung zwischen Gast und Servicekraft

So spielt in Deutschland vor allem die soziale Beziehung zwischen Gast und Servicekraft eine entscheidende Rolle. So wird von Stammgästen seitens der Servicekräfte gar kein Trinkgeld erwartet, da diese "zur Familie" gehören, während manche Servicekräfte von ihren Chefs dazu aufgefordert werden, ab und an eine Hand auf die Schulter des Gastes zu legen, um das Trinkgeld in die Höhe zu treiben. Ein breites Spektrum an sozialem Verhalten bringt die Studie der angehenden Wirtschafts- und Finanzsoziologen zum Vorschein.

Vor allem das "Rudelverhalten" von Gästen spielt für die Höhe des Trinkgeldes häufig eine entscheidende Rolle. Gute Freunde legen dabei oft zum Trinkgeld zusammen. Bei Geschäftsessen bestimmt der Chef die Höhe und wer es da wagt, den Chef mit einer höheren Summe "auszustechen" wird nicht nur bei der nächsten Beförderung dumm in die Wäsche gucken. Wer als Servicekraft auf das Extrageld aus ist, sollte besonders viele Paare bei ihrem ersten Date bewirten; denn hier fällt das Trinkgeld in der Regel auch exorbitant hoch aus. Schließlich will man Eindruck schinden.

Ebenfalls Teil der Untersuchung war, was mit dem gegebenen Trinkgeld hinterher passiert. Landet es zu 100 Prozent in der Tasche der Servicekraft, die es erhalten hat? Wird gemeinsam gesammelt und durch das komplette Personal, einschließlich der Küche geteilt? Hier variieren die Modelle sehr stark. Alle haben sie aber eins gemeinsam: Den selbst erhobenen Anspruch auf Gerechtigkeit.

Die Höhe des Trinkgeldes in Deutschland

Jene, die im Service tätig sind, sprechen einheitlich von zehn Prozent. Bei den befragten Besuchern hingegen kommt die Studie zu keinem klaren Ergebnis. Wenn überhaupt eine Zahl angegeben wird, dass sollte das Trinkgeld zwischen fünf und zehn Prozent des Rechnungsbetrags liegen. Dennoch beharren die Befragten viel mehr auf anderen Aspekten, wie Freundlichkeit des Personals, Gesamtzufriedenheit, Ambiente u.a., die sie als Faktoren klassifizieren, die immer wieder aufs Neue die Höhe des von ihnen gegebenen Trinkgeldes bestimmen.

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