Recherche im Internet

Studien belegen hohen Stellenwert von Arbeitgeberbewertungen

Robert Klatt

Frau ließt Arbeitgeberbewertungen im Internet )kcotS ebodAanasaW(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In Deutschland lesen immer mehr Arbeitnehmer Arbeitgeberbewertungen im Internet, bevor sie sich bei einem Unternehmen bewerben
  • Eine gute Reputation gewinnt beim Recruiting deshalb zunehmend an Bedeutung

Immer mehr Arbeitnehmer lesen Arbeitgeberbewertungen in Onlineportalen, bevor sie sich bei einem Unternehmen bewerben.

Berlin (Deutschland). In Deutschland lesen laut einer Studie der Bitkom e. V. mehr als ein Drittel (36 %) der Internetnutzer Bewertungen von Arbeitgebern. Arbeitgeberportale gewinnen beim Recruiting zunehmend an Bedeutung. Seit 2015 ist die Anzahl derer, die sich auf Online-Plattformen wie kununu.com, meinchef.de, jobvote.com, companize.com oder Gowork.de, ein Portal, das lokale Arbeitgeberbewertungen für einzelne Bundesländer wie Bayern anbietet, über potenzielle Arbeitgeber informieren, um sieben Prozentpunkte gestiegen. Vor drei Jahren haben noch 29 Prozent der Befragten solche Plattformen genutzt, um herauszufinden, wie aktuelle und ehemalige Mitarbeiter ein Unternehmen bewerten.

Besonders berufstätige Internetnutzer zeigen großes Interesse an Arbeitgeberbewertungen im Netz: Fast jeder Zweite (45 Prozent) gibt an, derartige Bewertungen im Internet zu lesen. Die Online-Bewertungen scheinen insbesondere für jüngere Berufstätige von Relevanz zu sein. In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen haben bereits 52 Prozent Online-Arbeitgeberbewertungen gelesen, während es bei den 30- bis 49-Jährigen 46 Prozent und bei den 50- bis 64-Jährigen 39 Prozent sind.

Hohe Auswirkungen auf die Bewerbung

Die Beurteilung eines Arbeitgebers hat erheblichen Einfluss darauf, ob sich qualifizierte Kandidaten überhaupt für eine Stelle bewerben. Mehr als jeder achte Arbeitnehmer, der einen Jobwechsel plant, gibt an, dass Berichte und Bewertungen seine Entscheidung beeinflussen (84 Prozent, 2015: 76 Prozent). Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent, 2015: 53 Prozent) fühlt sich durch positive Bewertungen in ihrer Entscheidung für ein bestimmtes Unternehmen bestärkt. Jedoch entscheidet sich auch mehr als die Hälfte (54 Prozent, 2015: 47 Prozent) der Befragten gegen eine Bewerbung bei einem Unternehmen, wenn die Bewertungen und Berichte schlecht ausfallen.

Neben dem Lesen von Arbeitgeberbewertungen werden diese auch zunehmend von Arbeitnehmern selbst verfasst. Ein Viertel (25 Prozent) der Internetnutzer hat bereits eine Bewertung ihres Arbeitgebers online veröffentlicht, im Vergleich zu nur 17 Prozent vor drei Jahren. Besonders aktiv sind Arbeitnehmer im Alter zwischen 30 und 49 Jahren, von denen 32 Prozent (2015: 24 Prozent) ihrem Arbeitgeber Online-Bewertungen hinterlassen haben.

Verzicht auf Bewerbung bei schlechten Arbeitgeberbewertungen

Eine Studie der Plattform kununu.com kommt zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Studie der Bitkom e. V. Für Bewerber sind bei der Jobentscheidung vor allem zwei Informationen von Bedeutung. Erstens fragen rund 86,9 Prozent der Nutzer den Gesamtscore des Arbeitgebers ab. Wenn dieser unter 2,5 Sternen liegt, sehen die meisten Bewerber von einer Bewerbung ab. Zweitens sehen sich mehr als die Hälfte der Bewerber immer oder oft die Erfahrungsberichte der Mitarbeiter an, während weitere 30,4 Prozent diese gelegentlich durchlesen.

„Wir sehen: Bewertungsportale sind zum Ort der Wahrheit für Kandidat:innen geworden und zwar über die gesamte Prozesskette einer Bewerbung und Einstellung – begonnen bei der Arbeitgeber-Recherche über das Vorstellungsgespräch bis hin zur Entscheidung, ob ein Arbeitsvertrag unterschrieben wird“, erklärt Professor Wolfgang Mayrhofer von der Wirtschaftsuniversität Wien.

Authentische Unternehmenskommunikation wird wichtiger

Die Ergebnisse verdeutlichen erneut, dass Bewertungsportale bei der Jobsuche eine wachsende Bedeutung erlangen und als wichtige Informationsquelle einen starken Einfluss darauf haben, ob sich Talente für einen Arbeitgeber entscheiden oder nicht. Für Arbeitgeber bedeutet dies, dass sie ihre Employer Branding-Strategie sowie ihre Recruiting-Strategie überdenken müssen. Sie sollten sich weg von dem Streben nach makelloser Perfektion hin zu mehr Authentizität entwickeln.

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