Robert Klatt
Operation und andere Tierarztkosten verursachen bei Hunden oft hohe Kosten. Trotzdem haben in Deutschland 83 Prozent der Hundebesitzer keine Tierkrankenversicherung abgeschlossen.
Berlin (Deutschland). Laut einer Studie der forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH (forsa) musste in Deutschland fast die Hälfte (42 %) der Hundehalter ihren Vierbeiner bereits mindestens einmal operieren lassen. Die Kosten lagen bei der Hälfte (48 %) der Operationen bei über 500 Euro, bei sechs Prozent der Operationen mussten die Hundebesitzer sogar über 2.000 Euro bezahlen.
Trotzdem hat ein Großteil (83 %) der Hundehalter in Deutschland keine Tierkrankenversicherung, muss die Kosten im Ernstfall also selbst bezahlen. Dass die Hundebesitzer das hohe finanzielle Risiko eingehen und keine Tierkrankenversicherung abschließen, ist besonders überraschend, weil ein Großteil (78 %) der Umfrageteilnehmer erklärte, sich Sorgen darüberzumachen, wie die hohen und plötzlich auftretenden Tierarztkosten bei einer Operation ihres Hundes bezahlt werden können. Ein Fünftel der Hundebesitzer geht sogar davon aus, dass eine teure Operation sie in ernste finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte.
Als Gründe gegen den Abschluss einer Tierkrankenversicherung für ihren Hund nannte fast die Hälfte (43 %) der Besitzer, dass sie die Kosten für den Tierarzt lieber selbst tragen möchten. Ein Viertel (24 %) ist überdies der Ansicht, dass von ihrem Tier keine Risiken ausgehen, die den Abschluss einer entsprechenden Versicherung rechtfertigen.
In anderen Ländern sind Tierkrankenversicherungen hingegen deutlich stärker verbreitet. Als Vorreiter gilt mit einer Krankenversicherungsquote von 50 Prozent bei Hunden Schweden.
Neben den kaum planbaren Kosten im Falle einer Operation, müssen Hundebesitzer auch die regelmäßig anfallenden Tierarztbesuche bezahlen. Laut der Umfrage unter 1.012 zufällig ausgewählten Hundebesitzern ab 18 Jahren geht fast die Hälfte (47 %) der Hundehalter mit ihrem Tier zwei bis dreimal jährlich zum Tierarzt. Ein Fünftel (17 %) sucht den Tierarzt sogar mindestens dreimal pro Jahr auf. Die Gruppe der Hundebesitzer, die nie einen Tierarzt besuchen, ist hingegen verschwindend gering (2 %).
Bei einem Großteil (55 %) der Umfrageteilnehmer liegen die regulären Tierarztkosten pro Jahr zwischen 100 und 500 Euro. Bei teuren Operationen kann es in Einzelfällen aber auch zu Kosten von 4.000 bis 5.000 Euro kommen. Experten empfehlen deshalb besonders Personen, die im Ernstfall solche Summen nicht problemlos stemmen können, den Abschluss einer Tierkrankenversicherung.
Inzwischen hat auch eine in der Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 133 publizierte Studie die Sinnhaftigkeit von Tierkrankenversicherungen für Hunde und Katzen untersucht. Ein Großteil der 360 befragten Tierärzte erklärte, dass bei Tieren mit einer Krankenversicherung deutlich weniger Behandlungseinschränkungen und Euthanasie aufgrund der finanziellen Situation der Halter vorkommen. Die meisten Tierärzte sprechen sich aus tierschutzrelevanten Aspekten deshalb für den Abschluss einer Tierkrankenversicherung aus.
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 133, doi: 10.2376/1439-0299-2020-16