Robert Klatt
In Deutschland sind die Haushaltsnettovermögen deutlich gestiegen und liegen im Mittel bei 316.500 Euro. Die finanzielle Ungleichheit ist jedoch weiterhin hoch und liegt innerhalb der Europäischen Union (EU) auf einer Spitzenposition.
Berlin (Deutschland). In Deutschland ist die Höhe des durchschnittlichen Haushaltsnettovermögens laut dem Sozialbericht 2024 des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) in den letzten Jahren stark gestiegen. Im Jahr 2010 hatten Haushalte im Mittel ein Vermögen von 195.200 Euro und im Jahr 2021 ein Vermögen von 316.500 Euro. Inflationsbereinigt ist das Vermögen im untersuchten Zeitraum somit um mehr als ein Drittel (+ 39 %) angewachsen. Laut den Ökonomen des WZB geht die deutliche Vermögenszunahme vor allem auf gestiegene Immobilienpreise zurück und kommt dadurch auch Menschen aus der Mitte der Vermögensverteilung zugute, die oft eine Eigentumswohnung oder ein Einfamilienhaus besitzen.
Die Vermögensungleichheit in Deutschland ist weiterhin hoch. Ein kleiner Teil der Haushalte (10 %) besitzt mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens (56 %). Die Bundesrepublik hat bei der finanziellen Ungleichheit damit eine Spitzenposition in der Europäischen Union (EU). Laut den Ökonomen des WZB liegt dies vor allem von intergenerationalen Transfers, also etwa Erbschaften und Schenkungen, die besonders Deutschen im mittleren Erwachsenenalter zugutekommen.
Die Studie zeigt zudem, dass die Vermögensverteilung noch immer einem starken Ostwestgefälle unterliegt. Das Haushaltsnettovermögen im Osten liegt im Mittel bei 150.900 Euro und im Westen bei 359.800 Euro. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) zeigte kürzlich, dass die Kaufkraft in Deutschland ebenfalls ähnlich verteilt ist.
Laut der Analyse sind die Reallöhne seit 2014 ebenfalls gestiegen. Dies liegt unter anderem an der mehrfachen Anhebungen des Mindestlohns und dem Fachkräftemangel, die gemeinsam in vielen Branchen zu höheren Gehältern geführt haben. Trotz der positiven Einkommensentwicklung hat sich das Armutsrisiko kaum verändert. Derzeit leben im Bundesdurchschnitt 15 Prozent der Haushalte unterhalb der Armutsrisikoschwelle. In Ostdeutschland liegt die Quote über dem Bundesdurchschnitt (19,4 %). Ein Grund dafür ist laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung (HBS), dass die Ungleichheit der Einkommen seit 2010 deutlich zugenommen hat.