Robert Klatt
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) soll dabei helfen, die Klimaziele von Deutschland zu erreichen. Eine Analyse der Fahrpläne zeigt nun, dass viele Haushalte ihren Alltag jedoch kaum ohne Auto bewältigen können.
Hamburg (Deutschland). In Deutschland soll der Verkehrssektor laut den Klimazielen der Bundesregierung bis 2045 klimaneutral sein. Neben der Elektromobilität soll dabei auch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) helfen. Das Unternehmen Plan 4 hat deshalb im Auftrag von Greenpeace analysiert, wie gut Menschen ihren Alltag mit dem ÖPNV bewältigen können.
Die Wissenschaftler von Plan 4 haben dazu alle Fahrpläne in Deutschland analysiert. Um die Alltagstauglichkeit des ÖPNV zu ermitteln, haben sie diese Daten mit der Entfernung vom Wohnort zu einer Haltestelle, der Qualität der Verkehrsmittel und dem Fahrplantakt kombiniert.
Wenn die Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel vom Wohnort zu weit entfernt sind oder diese zu selten fahren, ist laut der Studie die Alltagstauglichkeit unzureichend. In Deutschland trifft dies auf mehr als ein Viertel der Haushalte zu (26 %), die von ihrem Wohnort keinen ausreichenden Zugang zum ÖPNV haben und ihren Alltag somit nur schwer ohne ein Auto absolvieren können.
„Ein Viertel der Menschen in Deutschland ist es nicht möglich, ihren Alltag ohne Auto zu bewältigen.“
Großstädte haben überwiegend eine sehr gute Anbindung an den ÖPNV, während ländliche Regionen unterversorgt sind. Zudem existieren starke regionale Unterschiede. Als Beispiel dafür nennen die Forscher Bayern, wo viele Menschen nur einen schlechten Zugang zum ÖPNV haben (38,5 %), während dieser im strukturell ähnlichen Baden-Württemberg deutlich besser ausgebaut ist (20 %).
„Es hängt auch davon ab, wie groß der politische Wille ist, etwas für den ÖPNV zu tun.“
Angesichts der problematischen Situation, die laut Greenpeace auch die soziale Gerechtigkeit stört, fordert die Organisation einen bundesweiten Mindeststandard für den ÖPNV. Sinnvoll wäre laut Greenpeace ein Takt von 30 Minuten auf dem Land.
„Es gibt Menschen, die haben keine andere Option – etwa, weil sie zu alt oder zu jung sind oder zu wenig Geld zum Autofahren haben. Guter Nahverkehr garantiert, dass alle zum Einkaufen, Arzt oder Schwimmbad fahren können, und sorgt für bezahlbaren Klimaschutz.“