Robert Klatt
Vollzeitmitarbeiter sind nicht öfter körperlich erschöpft als Teilzeitkräfte. Die Erschöpfung hängt hingegen vor allem vom sozialen Miteinander und dem persönlichen Handlungsspielraum im Unternehmen ab.
Köln (Deutschland). In Deutschland fühlen sich viele Menschen durch ihre Arbeitsbelastung zunehmend für überfordert. Die Universität Münster hat deshalb kürzlich eine Studie begonnen, die untersucht, wie sich eine Vier-Tage-Woche auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter und die Produktivität der Unternehmen auswirkt. Die Vier-Tage-Woche wurde zudem im Rahmen der Arbeitszeitbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht.
Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben auf Basis dieser Daten nun eine Studie publiziert, laut der die Arbeitszeit nicht der Hauptfaktor für die empfundene Erschöpfung der Mitarbeiter ist. Stattdessen sind das soziale Miteinander und der persönliche Handlungsspielraum entscheidend für das Wohlbefinden der Mitarbeiter.
Die analysierten Daten zeigen, dass Vollzeitmitarbeiter nicht erschöpfter als Teilzeitmitarbeiter sind. Laut der Umfrage ist der Anteil der Vollzeitmitarbeiter (38 %), der sich häufig körperlich erschöpft fühlt, sogar geringer als der Anteil der Teilzeitmitarbeiter (42 %). Bei Menschen, die oft mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten, ist die körperliche und emotionale Erschöpfung hingegen deutlich öfters erhöht.
„Die Verkürzung der Arbeitszeit ist kein wirksames Mittel zur Gesundheitsförderung von Mitarbeitern – angesichts des demografischen Wandels ist es sogar das falsche Signal. Um unseren Wohlstand zu sichern, müssen wir längere Arbeitszeiten wieder attraktiver machen.“
Angesichts der Studienerkenntnisse und des bereits bestehenden Fachkräftemangels sprechen sich die Forscher deshalb gegen eine Reduzierung der Arbeitszeiten aus. Sie empfehlen stattdessen flexible Arbeitszeitmodelle, die die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter stärker in den Mittelpunkt stellen.