Transparenzinitiative?

Wahlwerbung – Facebook droht Wissenschaftlern

Robert Klatt

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Facebook versuchte ein Forschungsprojekt zur Wahlwerbung der Präsidentschaftswahl in den U.S.A. zu stoppen. Der Konzern drohte dazu den Wissenschaftlern der New Yorker Universität.

New York City (U.S.A.). Das Forschungsprojekt Ad Observatory der New Yorker Universität (NYU) untersucht politische Werbeanzeigen der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2020. Dazu sammeln die Wissenschaftler mithilfe einer Browsererweiterung Statistiken darüber, welche Werbung Facebook den 6.500 Probanden anzeigt. Es kann so nachvollzogen werden, welche Inhalte in einzelnen Bundesstaaten oder in einzelnen Zielgruppen ausgespielt werden. Außerdem zeigen die erhobenen Daten wie viel Geld Biden und Trump pro Woche etwa für Onlinewerbung auf Facebook ausgeben.

Als Reaktion auf die Studie schrieb Allison Hendrix, Datenschutzbeauftragte bei Facebook an die NYU, dass „Scraping-Tools, egal wie gut sie gemeint sind, kein zulässiges Mittel sind, um Informationen von uns zu sammeln.“ Sie fordert die Wissenschaftler deshalb auf, dass Forschungsprojekt umgehend einzustellen und alle bereits erhobenen Daten vollständig zu löschen. Sollte dies nicht geschehen, droht Facebook mit „zusätzlichen Durchsetzungsmaßnahmen“, die der Konzern aber nicht näher erläutert.

Widerstand aus den Medien und der Politik

Als Reaktion auf einen Bericht des Wall Street Journal (WSJ) hat Facebook inzwischen mit einer Stellungnahme reagiert, laut der bis weit nach der Wahl am 4. November das Ad Observatory Projekt nicht eingeschränkt werden soll. Widerstand gegen die angedrohten Durchsetzungsmaßnahmen kommen auch aus der Politik, unter anderem von der demokratischen Senatorin Amy Kombucha, die kritisiert, dass es Facebook „für Amerikaner schwieriger macht, Informationen über politische Anzeigen zu erhalten.“ Laut Klobuchar ist ein solches Verhalten mitten im Wahlkampf inakzeptabel.

Transparenzinitiative bei Facebook?

Laut Facebook lassen sich Informationen über politische Werbung über die Ad Library abrufen, die als Teil der sogenannten Transparenzinitiative als Reaktion auf die Wahlbeeinflussung der Präsidentschaftswahl 2016 über das Soziale Netzwerk geschaffen wurde. Voneinander unabhängige Forschungsgruppen kritisieren die Ad Library hingegen, weil keine brauchbaren Daten geliefert werden. Außerdem kam es im Rahmen der Europawahl 2019 bei gleichen Abfragen teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen. Laura Edelson von der NYU erklärt, dass „man die Ad Library deshalb einfach als kaputt bezeichnen könnte.“

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