Robert Klatt
Demokratie und Bürgerrechte werden oft mit einem gut funktionierenden Staat assoziiert. Eine Studie zeigt nun, ob dies wirklich so ist und welche Staaten auf der Welt am besten funktionieren. Doch welche Position nimmt Deutschland ein?
Würzburg (Deutschland). Ein gut funktionierender Staat wird von vielen Menschen mit einer demokratischen gewählten Regierung und Bürgerrechte assoziiert. Laut der Politologin Theresa Paola Stawski der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), die untersucht hat, wie man bewerten kann, ob ein Staat gut funktioniert, sind noch deutlich mehr Kriterien entscheidend.
„Den Staat können wir in allem sehen, was uns umgibt, zum Beispiel in den Straßen, den Gerichten, in der Polizei oder in den Schulen.“
Laut Stawski ist das Vorhandensein einer Demokratie nicht zwangsläufig für einen funktionieren Staat erforderlich. Es gibt andere wichtige Aspekte wie die Qualität der Gesundheitsversorgung, die Entwicklung der Infrastruktur und die Verfügbarkeit von Bildungsangeboten, die darüber entscheiden, ob ein funktioniert. ist. Selbst in einem Land, in dem keine Meinungsfreiheit besteht, kann eine umfassende Versorgung der Bevölkerung mit essenziellen Lebensbedürfnissen gewährleistet sein. Es ist bei der Erforschung von Staatssystemen deshalb nicht ausreichend, sich ausschließlich auf demokratische Aspekte zu konzentrierenn.
„Staatsforschung ist noch viel grundlegender.“
Der aktuelle Stateness-Index (StIx) umfasst 173 Staaten. Deutschland belegt die zehnte Position im globalen Ranking, obwohl der Staat und seine Regierung oft kritisiert werden. Viele staatliche Leistungen, die in Deutschland als selbstverständlich angesehen werden, gibt es in etlichen Staaten aber kaum oder gar nicht.
„Woanders gibt es Hungersnöte, Epidemien und schwere Krankheiten, aber fast keine ärztliche Versorgung.“
An der Spitze des Rankings steht Singapur. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, also zwei autoritär geführte Länder, sind hochfunktionale Staaten. Die U.S.A. hingegen rangieren erst auf Position 23. Länder wie Malta, Spanien, Frankreich und Japan haben im Vergleich dazu bessere Platzierungen. Unmittelbar im Anschluss an die USA befinden sich Tschechien, Österreich, Kanada und Barbados. Deutschland wird von Staaten wie Australien, Dänemark und den Niederlanden übertrumpft. Es zeigt sich auch, dass Deutschland von Estland, einem baltischen Land, weiterhin lernen kann.
| Position | Staat | Total Value Index |
|---|---|---|
| 1 | Singapur | 0,930 |
| 2 | Australien | 0,919 |
| 3 | Dänemark | 0,914 |
| 4 | Niederlande | 0,906 |
| 5 | Estland | 0,906 |
| 6 | Luxemburg | 0,906 |
| 7 | Norwegen | 0,900 |
| 8 | Belgien | 0,900 |
| 9 | Neuseeland | 0,900 |
| 10 | Deutschland | 0,899 |
Die Analyse berücksichtigt nicht nur den offiziellen Staat, sondern auch informelle Strukturen. Diese informellen Aspekte beziehen sich unter anderem auf Korruption. In einigen Ländern besteht die Gefahr, dass die Behörden korrupt sind. Auch wenn es genügend Polizeikräfte gibt, ist es problematisch für die Bürger, wenn die Polizei parteiisch agiert.
Länder, die von Krisen geplagt sind, wie der Südsudan, Jemen und Libyen, befinden sich auf den unteren Plätzen des Staatlichkeits-Index. Es gibt dort praktisch keine effektive staatliche Arbeit mehr. Sie bemerkt jedoch eine leichte Verbesserung im Jemen. Nach Theresa Paola Stawski können gut umgesetzte Reformen die Staatlichkeit erhöhen, während bloße Regierungswechsel oft wenig Auswirkungen haben.
| Position | Staat | Total Value Index |
|---|---|---|
| 164 | Venezuela | 0,290 |
| 165 | Syrien | 0,279 |
| 166 | Somalia | 0,278 |
| 167 | Haiti | 0,251 |
| 168 | Zentralafrikanische Republik | 0,239 |
| 169 | Tschad | 0,232 |
| 170 | Afghanistan | 0,220 |
| 171 | Südsudan | 0,154 |
| 172 | Jemen | 0,114 |
| 173 | Libyen | 0,029 |
