Robert Klatt
Die Geburtenraten sinken in vielen Ländern seit Jahren. Trotzdem nimmt die Weltbevölkerung bis 2084 weiter zu und wird auf über zehn Milliarden Menschen anwachsen.
Hannover (Deutschland). Laut Daten der Vereinten Nationen (UN) bekommen Frauen im globalen Mittel aktuell 2,2 Kinder, also ein Kind weniger als im Jahr 1990. Besonders stark gesunken sind die Geburtenraten in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), zu denen auch Deutschland gehört. Frauen aus den OECD-Staaten haben 1960 durchschnittlich 3,3 Kinder bekommen. Inzwischen sind es nur noch 1,5 Kinder pro Frau.
Wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) berichtet, nimmt die Weltbevölkerung aufgrund der Trägheit der demografischen Prozesse trotz der sinkenden Geburtenrate bis zum Jahr 2084 weiter zu und soll auf über zehn Milliarden Menschen anwachsen. Ab dem Jahr 2085 soll die Anzahl der Todesfälle die Anzahl der Geburten überholen und die Weltbevölkerung wird wieder kleiner.
Laut Dr. Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) geht das Bevölkerungswachstum vor allem auf die hohen Geburtenraten in den Ländern in Afrika südlich der Sahara zurück. Frauen aus dieser Region bekommen aktuell im Mittel 4,3 Kinder. In Subsahara-Afrika wird die Bevölkerung von aktuell 1,2 Milliarden Menschen deshalb bis Ende des Jahrhunderts auf 3,4 Milliarden Menschen zunehmen, selbst wenn das Geburtenniveau bis zu diesem Zeitpunkt auf zwei Kinder pro Frau abnimmt.
„Die Zukunft der Weltbevölkerung hängt wesentlich von der Entwicklung in Subsahara-Afrika ab.“
Wie Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der DSW, erklärt, liegt das hohe Bevölkerungswachstum in Subsahara-Afrika primär an der jungen Bevölkerung. Mehr als 40 Prozent der dort lebenden Menschen sind unter 15 Jahre alt. Teenagerschwangerschaften sind zudem häufig, was dazu führt, dass Mädchen ihre Schulbildung abbrechen und kaum wirtschaftliche Chancen haben.
„Dabei birgt der weibliche Teil der Bevölkerung, immerhin die Hälfte von acht Milliarden Menschen, ein enormes Potenzial. Investitionen in Ausbildung, Aufklärung und den Zugang zu Verhütungsmitteln sind immer auch eine Investition in Stabilität und Sicherheit.“
Laut Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, ist die Gleichberechtigung der Mädchen und Frauen in Subsahara-Afrika zentral für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung in der Region.
„Nur, wenn Mädchen und Frauen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheitsversorgung haben, können sie ein selbstbestimmteres Leben führen, nicht zuletzt in Sachen Familienplanung.“
Hinz ist zudem der Ansicht, dass die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern auch in besser entwickelten Ländern mit geringeren Geburtenraten weiter verbessert werden muss, um das Problem immer älter werdenden Bevölkerung besser bewältigen zu können.
„Nach wie vor stecken mehrheitlich Frauen bei der Erwerbstätigkeit zurück, um Kinder und Ältere zu betreuen, zu erziehen und zu pflegen. Eine gerechtere Verteilung der Sorgeverantwortung ist nicht nur aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit wichtig, sondern auch, um besser für eine alternde Bevölkerung gewappnet zu sein.“