Robert Klatt
In Deutschland ist die Anzahl der Geringverdiener in den letzten Jahren gesunken. Als Geringverdiener gelten sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die in Vollzeit weniger als 2.284 Euro im Monat brutto erhalten.
Düsseldorf (Deutschland). In Deutschland ist die Zahl der Beschäftigten mit geringen Einkommen laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) leicht gesunken. Im Jahr 2011 haben 21,1 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weniger als zwei Drittel (66 %) des mittleren monatlichen Bruttoeinkommens erhalten, im Jahr 2020 waren es 18,7 Prozent.
Die Definition als Geringverdiener folgt den Daten der Bundesagentur für Arbeit, die beim „unteren Entgeltbereich“ aktuell von einem monatlichen Bruttogehalt von 2.284 Euro bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Vollzeit ausgeht.
Noch immer arbeiten in Ostdeutschland (29,1 %) deutlich mehr Beschäftigte im unteren Entgeltbereich als in Westdeutschland (16,4 %). Die Studie zeigt jedoch, dass die Lücke sich zunehmend schließt. 2011 waren in Ostdeutschland noch deutlich mehr Menschen (39,3 %) im unteren Entgeltbereich beschäftigt, während sich in Westdeutschland deren Anteil (16,9 %) kaum verändert hat. Die wenigsten Geringverdiener leben in Wolfsburg (6,4 %), die meisten im Erzgebirgskreis (43,2 %).
Außerdem zeigt die Studie, dass der Anteil der Geringverdiener in den Städten im Mittel geringer ist als in ländlichen Regionen. Hauptverantwortlich ist dafür die Ansiedlung großer Industriebetriebe und der Finanzbranche. Die Autoren der Studie weisen jedoch darauf hin, dass das höhere Lohnniveau in den Großstädten und Ballungsräumen nicht immer auch eine höhere Kaufkraft bedeutet, weil oft deutlich höhere Mieten anfallen.
Neben dem Wohn- beziehungsweise Arbeitsort hat auch die Branche einen starken Einfluss auf das Lohnniveau. Im Gastgewerbe, der Land- und Forstwirtschaft und in der Leiharbeit erhalten mehr als die Hälfte der Vollzeitkräfte weniger als zwei Drittel des mittleren monatlichen Bruttoeinkommens. Am geringsten ist der Anteil der Geringverdiener im öffentlichen Dienst (2,5 %).