Robert Klatt
In Deutschland unterscheidet sich die Autonutzung zwischen Land und Stadt stark. Nun hat eine Studie untersucht, wie abhängig die Menschen von der individuellen Mobilität sind.
Berlin (Deutschland). In Deutschland hat die Anzahl der zugelassenen Autos laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) den Rekordwert von 580 Autos pro 1.000 Einwohner erreicht. Eine Studie des Institut für Demoskopie Allensbach – Gesellschaft zum Studium der öffentlichen Meinung mbH (IfD) im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) hat nun untersucht, welchen Stellenwert Autos und die individuelle Mobilität in Deutschland hat.
Dazu wurden zwischen dem 7. und 19. Juli 2023 1.011 Menschen ab 16 Jahren befragt. Die Teilnehmer wurden je nach Größe ihres Wohnorts in Gruppen unterteilt. Menschen aus kleinen Orten mit unter 5.000 Einwohner klassifiziert die Studie als „Dorfbewohner“, 5.000 bis 19.999 Einwohner als „Kleinstädter“, 20.000 bis 100.000 Einwohner als „Mittelstädter“ und über 100.000 Einwohner als „Großstädter“.
Ein Großteil der Deutschen (74 %) gab an, dass das Auto für ihr tägliches Leben essenziell ist. Es ist damit das beliebteste und wichtigste Verkehrsmittel. Fahrräder (49 %), den öffentlichen Nahverkehr (41 %) sowie regionale und überregionale Züge (29 %) sind für deutlich weniger Deutsche unentbehrlich.
Interessanterweise unterscheiden sich städtische und ländliche Perspektiven hierbei. In ländlichen Gebieten können sich deutlich mehr Menschen (84 %) nicht vorstellen, ohne ihr Auto auszukommen, wohingegen nur ein minimaler Anteil (3 %) angab, leicht darauf verzichten zu können.
„Das Auto wird jetzt und in Zukunft eine Schlüsselkomponente für die Mobilität der Menschen sein. Gleichzeitig ist die Mobilität der Zukunft mehr als das Auto.“
Die meisten Umfrageteilnehmer (75 %) sind der Ansicht, dass Einzelpersonen maßgeblich dazu beitragen können, den Klimaschutz im Verkehrssektor zu verbessern. Jedoch glauben mehr Personen, dass die Hauptverantwortung bei der Bundesregierung (83 %) und der Automobilbranche (80 %) liegen.
Über die Hälfte der Deutschen (56 %) gab an, dass sie eine hohe Bereitschaft dazu haben, ihr Mobilitätsverhalten für den Klimaschutz anzupassen. 29 Prozent sind weniger engagiert und sieben Prozent sind überhaupt nicht zu Änderungen bereit.
Wenn es um konkreten Schritte geht, ändert sich das Verhalten stark. Zwar könnten sich 51 Prozent vorstellen, ein umweltfreundlicheres Auto zu fahren, aber bei der Frage nach realen Anpassungen des Mobilitätsverhaltens fanden es 71 Prozent kompliziert, Veränderungen vorzunehmen. Nur 16 Prozent sahen hier Spielraum. Besonders in kleineren Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern empfanden 88 Prozent der Befragten eine Anpassung ihrer Mobilität als herausfordernd. Ähnliche Ergebnisse lieferte kürzlich auch die Mobilitätsstudie der HUK Coburg, laut der trotz des Klimawandels auch junge Menschen das Auto bevorzugen.
Die laut vielen Verbrauchern unzureichende Ladeinfrastruktur verhindert oft den Kauf eines Elektroautos. Lediglich ein kleiner Anteil bewertet die Lademöglichkeiten in ihrer Nähe (14 %), an Einkaufsorten (18 %) und an Autobahnen und Hauptstraßen (7 %) positiv. Die Mehrheit ist mit der Ladeinfrastruktur in ihrer Nähe (68 %) an Einkaufsorten (61 %) und Hauptverkehrsstraßen (49 %) hingegen unzufrieden.
Für den notwendigen Ausbau sehen die Befragten vorrangig die Energiekonzerne (68 %), den Staat (64 %) und die Tankstellenbetreiber (57 %) in der Pflicht. Fast die Hälfte erwartet Besserungen durch lokale Verwaltungen, ebenso viele setzen auf Stadtwerke, Landesregierungen und die Autoindustrie.