Robert Klatt
Die Zahl der Millionäre ist 2022 erstmals seit zehn Jahren gesunken, weil der Einbruch der Aktienmärkte, die hohe Inflation und die schwächelnde Weltwirtschaft High Net Worth Individuals (HNWI) besonders stark getroffen haben. Auch in Deutschland leiden viele reiche Privatpersonen unter den geopolitischen und makroökonomischen Unsicherheiten.
Frankfurt am Main (Deutschland). Laut dem World Wealth Report des Unternehmens Capgemini haben die hohe Inflation, die Kurseinbrüche an den Börsen und die schwächelnde Weltwirtschaft im letzten Jahr High Net Worth Individuals (HNWI), also Personen mit einem investierbaren Vermögen von mindestens einer Million Dollar, besonders stark getroffen. Die Zahl der HNWI ist 2022 global um 3,3 Prozent auf 21,7 Millionen gesunken. Das Vermögen der reichen Privatpersonen sank im Studienzeitraum um 3,6 Prozent auf 83 Billionen US-Dollar. HNWI haben damit 2022 so viel Vermögen verloren, wie in den zehn Jahren zuvor nicht.
„Ursache waren die geopolitischen wie auch makroökonomischen Unsicherheiten.“
Am stärksten sind die Vermögen der reichen Privatpersonen in Nordamerika gesunken (7,4 %). Gefolgt von Europa (3,2 %) und Asien (2,7 %). Am stärksten verschlechtert hat sich die Situation der HNWI in Russland, deren Anzahl 2022 um 14,9 Prozent gesunken ist. HNWI im Nahe Osten, Afrika und Lateinamerika konnten hingegen ihre Vermögen trotz der problematischen ökonomischen Situation 2022 leicht ausbauen. Verantwortlich dafür ist vor allem die Preisentwicklungen in der Öl- und Gasbranche.
Laut Capgemini ist auch in Deutschland die Anzahl der HNWI um 20.900 Menschen gesunken. Damit lebten 2022 nur noch 1,61 Millionen Menschen mit einem investierbaren Vermögen von mindestens einer Million Dollar in der Bundesrepublik. Ihr Gesamtvermögen lag bei 6,1 Billionen US-Dollar und ist damit im Vorjahresvergleich um 2,2 Prozent gesunken.
Deutschland ist trotz der rückläufigen Zahlen weiterhin auf dem dritten Rang unter den Ländern mit der höchsten Anzahl an Dollar-Millionären. An der Spitze dieser Rangliste bleiben unverändert die U.S.A mit gegenwärtig ungefähr 6,9 Millionen Menschen. Japan belegt mit 3,55 Millionen vermögenden Personen den zweiten Platz, während China auf den vierten Platz kommt und knapp 1,5 Millionen besonders wohlhabende Privatpersonen aufweist.
Wie Klaus-Georg Meyer berichtet, hat die makroökonomische Gesamtsituation dazu geführt, dass ein Großteil der HNWI (67 %) versucht, ihre Vermögen zu erhalten, anstatt diese weiter auszubauen.
„Bei der Befragung der Vermögenden im Januar 2023 fiel auf, dass der Fokus vieler nicht mehr auf Wachstum, also auf dem Ausbau des eigenen Vermögens liegt, sondern auf der Erhaltung.“
Deutlich wird dies besonders an der Vermögenverteilung, die sich bei vielen Umfrageteilnehmern deutlich geändert hat. Gemäß der Studie verringerte sich der Aktienanteil von 29 Prozent auf 23 Prozent, während der Prozentsatz der festverzinslichen Wertpapiere leicht von 18 Prozent auf 15 Prozent sank. Alternative Investitionen, wie Private Equity, blieben weitgehend unverändert bei 13 Prozent, und der Immobilienanteil betrug 15 Prozent.
Die Untersuchung weist ebenso auf eine sich verändernde Vermögensverteilung über verschiedene Anlageklassen hin. Insbesondere erhöhten vermögende Investoren ihre Bargeld- und kurzfristigen Anlagen deutlich von 24 Prozent im Vorjahr auf 34 Prozent im Januar 2023. Dieser Anstieg ist auf höhere Zinsen und ein verhältnismäßig niedriges Risiko bei bestimmten Anlageformen, wie Tagesgeldanlagen, zurückzuführen.