Robert Klatt
Die Fleischproduktion verursacht große Umwelt- und Klimaschäden. Wenn der Kunde diese externalisierten Kosten bezahlen müsste, wäre Fleisch deutlich teurer. Wissenschaftler fordern deshalb die Einführung einer Fleischsteuer.
Berlin (Deutschland). Die industrielle Massentierhaltung hat dazu geführt, dass Fleisch inzwischen kein teures Luxusgut mehr ist. Leider geht dies zulasten der Tiere, die oft in mehr als fragwürdigen Haltungsbedingungen aufgezogen werden. Überdies ist die Viehzucht schlecht für die Umwelt und das Klima. Global ist sie für rund 13 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, weil vor allem Rinder bei der Verdauung das klimaschädliche Gas Methan erzeugen. Hinzukommt die Gülle, die als Hauptursache für zu hohe Nitratwerte im Grundwasser gilt.
Wissenschaftler der TU Berlin, der Uni Oxford (PDF) und des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) haben deshalb nun errechnet, wie viel ein Kilogramm Rind, Schwein, Lamm oder Geflügel im Supermarkt an der Kasse tatsächlich kosten würde, wenn diese externalisierten Kosten ebenfalls der Verbraucher tragen müsste.
Laut der Modellrechnung der Wissenschaftler müsste Rindfleisch je nach Produktionskette im Einzelhandel zwischen 35 und 56 Prozent mehr kosten, um eine ausgeglichene Klima- und Umweltbilanz zu erreichen. Bei Lamm- und Schweinefleisch (+ 19%) und Geflügel (+ 25%) wären die Preissteigerungen geringen.
Die Autoren erklären jedoch, dass darin noch nicht die Schäden durch die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Fleischkonsums auf den Menschen, wie etwa höhere Darmkrebsrisiko durch rotes Fleisch und die Schäden durch den Verlust der biologischen Vielfalt enthalten sind.
„Die Viehwirtschaft trägt in hohem Maße zu Treibhausgasemissionen sowie zur Boden- und Wasserverschmutzung bei. Zudem werden wertvolle Wälder für Weiden und Nahrungsmittelanbau gerodet“. Erklärt Linus Mattauch vom PIK. Andere Studien lieferten bereits Daten, laut denen die globalen Klimaziele beim aktuellen Fleischkonsum nicht erreichbar werden können, zumindest dann, wenn westliche Länder mit hohem Einkommen ihren Verbrauch nicht reduzieren.
Als Gegenmaßnahmen plädieren die Autoren in ihre Studie für eine Fleischsteuer, die ausschließlich zweckbezogen zur Unterstützung der Landwirtschaft ausgegeben wird. Sie könnte etwa Viehzüchtern helfen, unabhängiger von der Fleischproduktion zu werden und Fleischproduktion zu erschließen. Außerdem könnte eine solche Steuer für Investitionen in höhere Tierschutzstandards genutzt werden.
Die Autoren möchten einen Teil der Fleischsteuer auch an einkommensschwache Familien ausschütten, um ihnen bei der Nahrungsmittelbeschaffung zu helfen. „Wir schlagen vor, die Einnahmen aus der Fleischsteuer zur Unterstützung einkommensschwacher Haushalte umzuverteilen oder Obst und Gemüse zu subventionieren“, so Franziska Funke von der TU Berlin.
„Unsere Daten zeigen, dass mit einer einfachen Maßnahme, wie einer gleichmäßigen Umverteilung der Einnahmen aus der Fleischsteuer über die Bevölkerung, die meisten Menschen mit niedrigem Einkommen mehr Geld hätten als vor der Steuerreform“, erklären die Autoren.
In ihrer Studie betonen die Autoren zudem die größere Chancengleichheit durch eine Fleischsteuer in der Viehzucht. Gegner einer solchen Steuer vertreten die Meinung, dass diese lokale Landwirte zu stark belasten würde. Wenn jedoch auch importiertes Fleisch besteuert wird, sind alle Produzenten gleichermaßen betroffen und Erzeugen aus Ländern mit geringeren Umweltauflagen könnten Viehzüchter in Deutschland nicht unterbieten. Die Steuer würde demnach heimische Landwirte vor Wettbewerbsnachteilen schützen.